Giddings Deutsches Volksblatt. (Giddings, Tex.), Vol. 7, No. 46, Ed. 1 Thursday, August 16, 1906 Page: 6 of 8
eight pages : ill. ; page 20 x 13 in. Digitized from 35 mm. microfilm.View a full description of this newspaper.
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Der Deserteur.
stolz und entgog t
Romau von D. Elster
: (9. Fortseung) s;
mehr Don ihm zurüdzogen
und feinen Umgang zu. meiden an-
bet. Et mürbe so bleich, das ihn die
r, als sie
RRath soll ic
(fine
immels Reinheit, an feiner eigenen* Hand, die sic ’m Gegentheil mit
nscui weifein müssen! . - ivarmem innigen Druc um die seine
marinem, innigen Druc um bie feine
schloß. Sie sah, bas ein herber
Edhlauhcit.
bon der
aber
nen He
Hennin
sonnte.
frem schaute ihn ber Ort
Mann!?
hen durc ben unerbittli
Raffinirt.
meiner, tonnen, wenn et
3c weis es.
± bon
tunde
»nein?
bie
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auc
„Weil ic bie
weil ic weis, ta
merwie
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wesen,
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herauf
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e?blauer”
1, Selb
.: Auelle
; sommer
bolle
anp
nur. ....
Boll tiefer tiebenber Besorgniß
ruhte ihr Auge auf feinem erregten
Gesichte. Sie entzog ihm nicht ihre
„Du foslteft both einfachstolz fei,.,
bah Deine alte Frau noch so biet Er-
Ghre gebietet es mir, als Antläger
Teine« Baters aufzutreten wegen ei
ner schmachvollen Handlungsweise."
„Ddein Bater wirb sich zu recstfer-
aber, morauf ihm berBerfäufer zwei
Wart schenkte mit bem Pemerten, er
möchte feinem Herrn nichts babon
erzählen. Iler Snecht ftridj bie zwei
Mart auc gans dergnügt ein, hatte
aber nichts Ciligeres zuthun, al« fei»
merrn bon bem Gefchehenen in
.......niß zu seben. Dieser sagte da: A
nac bem Berfäuser einfach auf~dew
nttM meine xim
unb deshalb müssen mir scheiben
alles gana genau bedachte, rang sich
bie Empörung hoc in ihr unb Zorn
unb Steiger.
Wie sonnte er es magert, sich so
übet ib« Eitelteit luftig zu machen,
— also muszte et es selber doc schon
bemertt haben, das sie altere unb daß
ihre Reize schwanden; — denn bie
Autets hatte er boc nur gefanbt, um
ihrer Gitelteit ztr#chmeicheln, baß fit
noc Männer bezaubern sönne, —
unb ade« ba« nur, damit sie nict das
Entschwinden -ihrer Jugend merte —
— o, ba« mor mehr al« empörenb!
Das mar geradezu herzlos gehanbelt!
— unb bann schluchzte sie laut auf
unb überlief sic minutenlang ihrem
Schmerz.
Als sie sieb aber ausgeweint hatte,
mürbe sie nach unb nach ruhier unb
bedachte bie ganze Sache flat unb
nüchtern, unb ba tarn sie denn gan3
longfan zu ber insicht, bafe ja
auc zartfühlend bon ihrem Manne
mar, wenn er auf eine so harmlose
Art unb Weise sie darüber hinwegsus
täuschen versuchte, bah ihre jugenbe.
lieben Reize bon Jahr ju Jahr mehr
entschwanden, — unb als sie diesem
Gedanten weiter nachging, tarn sie
almählic dahin, bie chuld ihre
Manne nicht mehr gar' »u arg ju
finden; gana aber tonnte sie ihm ben
Streich noch nicht bergessen, unb be«»
halb nahm sie sic dot, bon ihrer Ente
dedung tein Wort zu verrathen, ba«
gegen auf ein Rittel zu sinnen, ba«
auch ihn ein wenig aus*seiner Rube
brächte.
Scene meinen muh, pur andern):
„Diese Scene rührt SU nicht auch au
ihränen?"
adenen Tisch.
mauch daspracts
n? — Welchen
geben? — 3c
verstehe bon Uhren Worten nichts ...
ic bitte Sie, Harald, beruhigen Sie
sic ... erzählen Sie mir, was ge-
schehen ist. Haben Sie Vertrauen zu
oberunfen machen tann!"
„Bon mem sinb benn bie Blumen?"
fragte er ziemlich trotten.
„Ja, mein Gott, wie soll ic.
benn ba« wissen! Uebenfalls doc
hüdungen auseinanber.
Auc ber Gatte trat langsam,
neugierig heran.
„oc ein Butett!" jubelte
unfehulb zieifeln müssen.
Sollte er biese lnschuldigen mit
in ba« Betderben stürzen? Soute ep
auch auf ihren Namen bie Schmac
be« Verbrechens, be« Vertaths wete
butett bon bem
umjubelten bie tollen .Rinder ben mit
Geschenten.
unbab
Per alte freund.
luftige Geschichte bon Paul
B I i h-
abgeschlagen’ :
— Ist. sprang empor. Die Gluth be«
Zornes unb ber Scham sehlug ihm in
bie Stign, unb feine Pulse flogen.
Die Scmac bicses heimlichen Ber-
bachtes, ber im Dunteln weiterwu-
Chern feine Ghre, fein Sieben zerfressen
tonnte, muhte er tilgen! Er ipollte
mit bem Brief Friecrics zum Oberst
eilen, hie ei feine Pflicht mar....
schon griff er nach Müte unb Degen,
als er erbleichend zurüctfuhr.
Wenn er diesen Brief jur Renntniß
Al ber nächste Geburtetag heran«
tarn, versamelte bie amilie sic mie«
der um ben Gabentisc, unb wiebet
tigen missen“, entgegnete enriette
stolz unb entgog thm plötzlic ihre
Hand, während eine heisze luth ihre
2angen überflammte.
3a, freust Xu Dic benn gar nicht,
rief sie fast ausgelassen,
■ft doc einfach stolz fein,
be« Sommandeurs bzghte, bann mar
Hauvillet ’ entfärbt tihb berloren —
aber mit ihm mürbe auch feine Fa-
milie getroffen — (eine Frau, bie
stets so gütig unb fteunbiic ihm ge-
genüber gewesen mar, unb Henriette,
bie gerabe in letzter Zeit sich ihm so
Pme: „Ac, ich Wät schon gerne
meinen, aber ich brauche morgen meine
thränen; ba ich-von meinem Mann
einen neuen Hut haben wil!"
auf immer scheiten, Henriette." ....
„3c höre Deine Worte, ohne deren
Sinn zu verstehen, Hatald. Roc
Brauen fenne, unb
B sie gtüdlic sinb,
wenn ihr Setbstvertrauen stet« ge«
jtärkt wird,. — um Dit ba« ju erhalt
ten, machte ich Dic glauben. basDei,
ne Mact übet Männerherzen nod
nict iu Enbe fei, — unb beshalb
muhte ber „alte Freund" Dein Ber-
ehret bleiben."
deshalb eine doppelte Huldigung be«
reiten; — geradezu herrlic ist ber
Strauß, viel schöner noch al« ber
erste!“.... ..... .....je-»
Während bie so begeisterte tleire
eigener Mann mar el!
Querst mar sie gana starr vot
Street, nach unb na® abt'
„Unsere Prüfungzeit ist um“,
sagte Qarald mit furchtbarem Hohn.
„3a, ba« glaube ic — vielleicht
glaubte er, ich märe jett bereit, auf
seine schändlichen Pläne einzugehen."
„Harald, ich sprach von meinem
53a ter!" (
steh nicht ber unmännlichen Ehränen
geschämt hätte.
Plölic horchte er auf!—Rlangen
ba nicht timnmen auf bem ha!bber-
steiften Piade putc ba« Gebüsdf —
keuchtetn nicht helle Sommerfleiber
durc bk Blätter! — Grfönteba nicht
ein leises, furze8, luftige« Cache«?
jungen Mädchen erichredt ansahen.
„as fehl 3hnen? — Sinb Sie
Iran!."...
„3a, ja“, murmelte er, „Iran! —
terbenstrant ... ic wollte, ich märe
schon gestorben.“...
„ein Goti, was ist Jhnen?"
Henriette trat auf ihn zu unb (egte
voll Mitgefühl bie Hand auf seinen
Stirn.
Ta ergriff er ihre Hand unb preßte
sie leibenschaftlic an bie Sippen.
„Henriette — verreiben Sie mir —
sagenSie mir, was ic thun fod. Ihre
reine unschulbige Seele sann mir
feinen schlechten Rath geben ....
Schmers fein onneres erregte, unb
bie Siebe, welche sie zu ihm hegte, trat
offen au« ihren Worten, au« ihren
Bliden herdor.
(r athmete schwer unb hastig. Run,
ba er Henriette bor steh stehen ah, er-
füllt don liebevoller Besorgnis für
ihn, ba« blaue Äuge feucht von bau«
gen Thränen, mo er sie sah in :hrer
gunzen, reinen, unschuldsvollen
Schönheit unb harmlosen Unbefan-
genheit, ba erschien ihm ber Gedante,
laß sie Theil an der -Schuld ihres
Baters haben sonnte, baß sw falsch
gegen ihn sein töunte, wie Wahnfinn.
Unb wie er fein Äuge in ba« ihrige
reifens te, wie er ihre warme, weiche
Hand bebend in ber seinigen ruhen
■fühlte, ba ward e« »lat in feiner
Seele, ba mußte er, was er zu thun
hatte.
„Senriette", sprach er leise, „in
einer schweren,, vethängnisvolln
Stunbe treffen mir uns wieter. Biel-
leicht ist es ba? ette Ral, baß mir
uni sehen."...
„arald?!"
„Du weiszt ti, Henriette“, fuhr e:
fort, tief bewegt, „baß ich Dich lieben
werde, so lange ich athme-*— ic
brauche-el- Dir nicht zu sagen...
ich weiß ja auch, baß Tu mich liebst
... unb mir sonnten so glüd lieh fein,
menn es ba« Schidsal nicht anbei« be-
stimmt hätte."
Sie mar bleich wie ber Tob gewote
ben; ihre eistalte Hand zitterte in ber
(einigen.
„Was ist geschehen?! — Sprich."
„Rur eine Frage, Henriette ....
Rönntest Tu mic lieben, menn ich
ehrlos — menn ic ein Zerräther an
meinem Baterlanbe mürbe?"
„3c weis feine Antwort. Ta« ist
undentbat, was Tu ba sagst... Tu
wirst niemals ehrlos handeln." ...
„Sich unb doc trat bie Zersuchung
an mich heran... ich habe Dic ja so
lieb, Henriette, idtonnte ben Grdan-
ten nicht fassen, bas ich Dic berlieren
sollte — unb falt märe ich unterlegen.
Mber ich hätte/it nicht mehr in ba«
reine stolze Wuge schauen sönnen....
ich sann Tir mein Seben opfern, aber
Sie lächelte fein: „Tu bist ein gtos
ßer Trauentenner. Aber auch ic tenne
bie Männer. 3c wollte einmal probi-
ien, ob ich schon so alt fei, baß Tu
meinethalben nicht mehr eifersüchtig
werden wvürdest. Nun fann ic ja be«
ruhigt jein, benn Tu bist ja glänzend
‘rethggfallen auf meine Probe."
Gritaunt sah er sie an.
Unb lächelnd sprach sie weiter: „3c
mußte nämlich, baß Tu ber „alte
Ereund“ seist unb dehalb habe ich ’
mir bc« sieite Bufett heute selber
schiefen lassen, — um Dic zu straa
fen!" -. ‘ —
inen Augenblid sah er st» starr
und,stumm an, bann aber ging et zu
ihr, «og ste an steh unb bat um ©er*
zeihung, bie ihm natürlich auch be«
teitwilligst gemährt mürbe.
Dor oem •ertau noch gefuttert, mo*
rauf ber biebere Schweinemäster it
bie Enge getrieben ben ursprünglicm
Preis noch erheblich herabsetzte. 9s
ber Häuser nun mit ben erstandeten
Borstenthieren bie Heimfahrt antten
wollte, fülsterte ber ©ersäufet bem
Rutscher in bie Ohren: Tu, gib nti
be tie Mart webber, he bett e dog
morst. Tiefem Wunsche, son Jer bee
bete Katscher jeboc nicht eniprocen
haben. . /
fegen Sie mit, wa ic thun fod
Jhnen mid ich folgen.“ ...
„9as ist --- - m *
bon bem „guten alten Fteund", »ber Raffinirt.
mit inb iesem ahte eint rtrafreube • Tarne (bie im Theatet bei einet
bereiten mid, vielleicht findet er, baß Srndt --1 — —5
ich mich berjüngt habe unb mid mir“
unter ihren Strahlen;
elbunft verhülte bie Terne.
bie fonf so ge5chwätige
n unter bem Einflus ber
n Gluth müde unb träge
u seht; schläfrig murmelnd
ber bie Sieselsteine «mischen
unb Bergiszmeinnicht da-
bertrauensboll genähert hatte.
Gr schlug bie Hände bor ba« Ge-
sicht. — Pas sollte er beginnen?
Wer zeigte ihm ben rechten Weg? —
Er tonnte nicht baran glauben, baß
Frau Haupfller unb Henriette um bie
berbrecherijchen Pläne ihres Gatten
unb ©ater« mußten. Er hätte sonst
auch an ber Sonne Rlarheit, an ba«
Cine niebliche Geschichte
Bauernschlauheit wirb bet „Deutschen
Tageszeitung“ nus Bützow in Bed-
lenburg berichtet: Ein Dorfbewohner
hatte Schweine beftauft unb biefe tut«
bot 'bem ©liegen noch gefüttert. Ter
Sutscher bei Häuser« mertte bie«
„3c mußte el" sprach et mit ton«
lotet Stimme ros Haupt senfend,
„baß tiefe« Wort uns für immer
trennte. Tu ivirst mich nicht mehr
lieben sönnen, menn Tu meine
Hanblungweise auch billigen mußt.
Seb wohl — ob Henriette, baß Ales
so tommen mußte!"
Er legte bie Hand bor bie Äugen.
„Aber erkläre mir both", bat sie.
Ta ergriff et ihre Hände unb sah
sie an mi großen Äugen, bie -jic
allmählich mit Thränen zu füllen
schienen.
„3c sann Tir nichts ertlären,
Henriette! Sod id ben ©ater lei ber
Tocßter anflagen? — Frae ihn selbst
— aber eile Dic), ehe ba« Hnglüd
ület ihn, über uc Ale hereinbricht
- ich mid märten — bi« zum Abend
— vielleicht ist noch Rettung möglich
— er fod fliehen... ich meiß nicht,
was et thun tann — thun muß...
ick tann nichta mehr sagen.. .frage
ipn selbst! — Aber Henriette, menn
mit auch scheiden müssen, menn ich
Tir ben größten Schmer bereiten
muß, glaube mit, baß ich Dic Hebe,
mehr al« mein Seben... faß mehr
al« meine Ehre." ....
Tie Leidenschaft überiältigte ihn,
er fant zu ihren Tüszen nieder, schlang
bie Arme um ißren Seib unb blickte
mitoheiszen Äugen zu ihr empor.
(ortsetung folgt.)
„Unb ba« sagt einerau, beten brei
glüdliche Jungen dort herumtollen?"
spöttelte er. *
„Sieber Emil, so gans mtrb ein
Mann feine Frau nie ©erstehen ler-
nen, baß et bon bem Geheimsten ihrer
Seele ben Schleier heben tonnte",
sagte sie ernst, ging aber sogleic wie-
ber ju einem heiteren Ton über unb
scherzte: „Uebrigens wollen mit un«
seine unnüen Sorgen macben, benn
ber Strauß, ba« Reichen ter stume
men Berehrun, »ft ja gefommen, mit«
hin also meine Zauberfraft auf Nän-
nerherzen noch nicht entrichen, —
unb nun fomm, freuen mir un« mit
ben Rindern."
Sie nahm ben Arm ihre« Mannes
unb ging zurüc au bemGabentisc, mo
bet helle ubel bet kleinen ste sofort
empfing.
* * * -
Einige Zeit später machte Frau
Umma durc einen Zufall eine Gnta
bedang, bie sie erst gang sprachlos
machte; sie erfuhr, mer bet anonhme
Spenber ber Rosensträusze mar,—ißt
fen? Puste er,, gerabe er es fein,
melcher sie berrieth, welcher ste bem
©erberben preisgab? ‘
Aufgetegt ging et im Zimmer auf
unb ab. Er mußte nicht, mal et thun
sollte, et wagte es auch nicht, 3eman=
ben um Rath zu fragen; bielleicht in
bem unbewuzten Gefühl, baß dieser.
Rath nicht anbei« lauter, tonnte al
was ipm bie Stimme be« Gewissens
immer unb immer wieder zuflüsterte:
Xßu deine Pflicht — thu deine
Pflicht, auch wenn dein Herz darüber
zerbricht! «•
Endlic raffte er sich au, nahm
seinerDlüte unb stürmte hinaus. Wo-
hin — et mußte e« selbst nisht! Rur
Suft, Vteiheit, Bewegung, oe tönne
er badutc bem Sturm ber Eefühle
entfliehen, melcher seht Inneies burc-
tobte, f <
Unwiltürlic schlug er den ©leg
nac be« Walde ein unb hielt nicht
eßet an, als bi« er bie Grotte ber
„guten Quelle" erreicht hatte. Hier
fant et tief aufathmend auf bie
Moosbant niedet, * stülpte bie Stirn
in bie Hand unb blidte finster bor
steh hin. : I
Lautlose Stidc herrschte in bem
hochsommerlichen Walde. Tie ©ögel,
beren itphe Sieber im Ftüfling er«
schallten, al« Haralh. unb Henriette
hier zusammenkrdsen," waten stumm
gewerhen; nur ab unb zu ertönte ba«
Lämmern eine«, Spechte« ober bet
entfernte Shrei eine« Raubvogels.
n den Plättern rührte .sich nicht«,
eeis brütend ruhte die August-Sonne
eiber be« lautlosen Wafde; bie Snft
In jedem Jahr erschien -«gie ba«
run schon zum zehntenmal geschah --
jum Geburttag ber schönen Frau
Beremann ein Dienstmann unb brach«
te einen Strauß -gans prächtiger Sa
rance-Rosen für bie Brau be« Haus
fes, unb in bem Strauß verstedt mar
eine tleine weiseRarte, bie — mie ad»
jährlich — bie paar Worte enthielt:
Zum Andenten an frohe Stunden!
in alter Freund. •y-
Unb (stau Gmma nahm b/nStrauß
entgegen, erröthete lächelnd unb sagte
bann zu ihrem Mann: „Wenn ich nit
müßte, mer ber gute, alte Freund ist."
Darauf bropte ber Gatte bann mit
einem schelmischen Lächeln unb mein«
te: „Hör' mal, liebe Gmma, menn ich
nicht so ein guter Ehemann wäte,
müßte ich jetzt wirklic eifersüchtig
iverden."
So patte step feit Jahren dieselbe
Szene in gans berseiben Weije stet«
an jedem eburttag abgespielt, unb
so ©erlief sie auch bielmal wieder.
Tie Sinderschaar umtanzte jubelrd
ben Gabentisch, unb dlleTeittheilnehe
‘mer waren mehr ober minder mit ben
beschenten beschäftigt, nurbieErau
des Hauses allein slanb abseits, sah
mit träumenden Äugen auf bie Rojen
unb ping den Wedanten an bie Zere
gangenheit nach; — mer mochte dieset
alte Freundwohl fein? Wet mar el,
ber in.se stummer ©erehrung jahraus
jahtein ihrer gebaute? — Sie grü«
belfe lange, aber ste mußte nicht, men
ste für ben Spenber halten sollte.
Ta trat ihr Rann heran, be»
obachtete ste mit einem heimlich zue
friedenen Lächeln unb fraae bann:
„Run, brauchen, hast Tu benn für
gar nichts andres mehr Äugen, al«
nur für biese anonme Spenbe"
Frau Emma erschrat, errötpete auch
ein wenig, als ob man sie auf verbote-
nen Wegen ertappt hätte, bann aber
(äcpelte ste mit offenherzigen Äugen
unb aniwortete: „Eigentic sollte iep
doc schon aran geivöhnt sein, diesen
anonmen Gruß als etwas Selbstver-
ständliches hingunehmen, unb trotzdem
freue ich mic jebeßmal auf« neue bat«
übet, menn er anlommt, — ja, offen
gestanben, icp hatte sogar schon heime
lic Angst ausgestanben, bevor bet
Strauß abgegeben mar.“
Ter Gatte lächelte seht fein, bann
fragte er: „Run unb menn in diesem
Jahte tein Strauß gelommen märe?“
„Tann märe e« tein so froher &t»
------
nete sie offen.
„Ra hör' mal", meinte et launig,
„feiten Tir Tein Mann unb Deine
Ninder so wenig?"
WWit heiterem Gesicht perneinte ste.
„Tu weist recht gut, baß icp mit ir
be: Beziehung leinen Borwurf zu
machen habe liebet mil, — eine
Schwäche aber habe icp, unb ba« ist:
ein blichen Eitelteit."
Er stedte sic erstaumt unb sah sie
fragend an.
ächelnd nieste fit. „Wäre jett fein
Gruß Don bem anonmen erehter
gelommen, so hätte ic mit sagen
müssen: „h, jeßt bist Tu eine alte
tau geworben, jet pafi Tu leinen
Neis mepr, jett ohält man es nicht
ntehr ber Mühe werth, Tir Hulbiguns
gen darzubringen“ — unb ba* thut
weh, selbst wenn man auch wirtlich
chon ju altern beginnt."
Frau bie BIumen beaunfe, mürbe
ba« Gesicht be« heerrn langer unb
länger, unb nur mit tnapper Roth
tonnte er feinen berget berhergen.
Ist benn teine Starte babei?"
fragte et enniic gana tleinlaut.
„Gott bwahre!" rief sie heitet,
„icp habe auc schon ben ganzen
Strauß banac durchgesucht.“
„Sovperbar!" meinte et nur.
"9ieso benn sonderbar? 3c finbe
ba« geradezu reizenb. Tie starte
war ja schon bei bem ersten Strauß!
Dieser weite fod doc nur eineGrtras
freube für mich fein; ba braucht el
nicht ber Worte, ba sprechen doc bie
Blumen adein genug!" a
ACr war aber anderet Meinung,
schüttelte miszbilligenb ben stopf,
,iqum feinen vollen Grol
jeißen. S .
'■ Ntac einem Weilchen fragte ste gan3
harmlos: „Mir scheint, Tu freustDic
wittlic. nicht?"
„Dazu habe ic doc auch wahrlic
Beranlasjung“, entgegnete er fühl.
„Ac Mann! Tu bist wohl gar-
eifersüchtig?"
„Unb menn ich es wäre, bann hätte
ich both wohl ein Recht baju."
„Ein Recht ? Wieso benn?" rief sie
heiter. - .
„Run , eine Mutter Don brei Rine
betn läßt sich boc nicht meßt in ber
Weise uldigungen barbringen, mie
Tu ba« thust."
3ett lachte ste laut auf: „Aber fanp
ich benn dafür? 3c tenne ja ben
Spenber dieser beißen Sträuße gar
nicht!" i
„T e n Spenber? ©ler sagt Tir
benn, baß biefe beiden Bouquets Don
ein unb Derselben Person herrühren'"
Gana harmlos unb erstaunt faß sie
ipn an unb fragte: „3a, weshalb be«
zweifelst Tu benn, baß sie nicht beide
von bem alten Fteunb stnb?"
„3c habe gute Gtünde."
„Aber, bann sprieß boc. Rann!"
Finen Augenblid schmieg .er, holte
tief Athem unb bann antwortete er:
„Mun benn, ba Tu el partout wissen
ivillst, bieSträuße, bie alljährlic für
Dic antamen, sinb Don mir, ber „alte
Fteund“ war ich." Fragend sah er sie
an. ' . ’
Unb auch ste blidte ibn stumm fra«
genb an. Endlic sprach sie: „Ur.b
iehalb spieltest Tu mir biese Heine
Komöbie Dor?“
. ftau’ükiimih m ad tesjebe r u m ba e
erstaunifroheGleicht .unb that, cl« ob
sie Don ber ganzen stomobie nict bie
leiseste Ahnung hatte; unb wiebet
machte auch ber Gatte bie gewohn-
heitgemäsen Vemerfungen Don seiner
Eifersucht auf ben heimlichen ©er«
epret.
Äde« perlief procrammmäßig, wie
es steh feit Jahren schon ju entwideln
Pflegte,
Ta plöslic geschah etwa« Unerroar«
tete«, etwa« ganj Reues.
Zährenb err unb Frau ©erge«
mann am Gabentisc ftanben unb bem
ubel ber Rleinen zusahen, fam plöt-
ließ ba« Mädchen mit einem großen, in
Seibenpapier eingehüllten Gegenstand
herein.
„Dies ist soeben Don einem Dienst-
mann für bie guädige Ftau abgegeben
worben.“
„(für mich?" rief Frau Emma, trat
erstaunt näßer unb widtelte bie Um«
tosigleit, in bem gegenseitigen 2
trauen, in bet schiveigenden Siebe!
Unb * ' ‘ "
.. gehor
sclic.
: ben Fa
' ßin.
war ihm,alsset er zum heute sprachen meine kitern übet Tief?
hier; als sei meßt er esge» and Papa meinte, baß unsere Prü-
en eele sich an bem stillen fungszeit nun bald borüber sein
entschpunbenen Stunden I sollte “
al«- ob bie, welche ihm ararb‘lachte so laut auf,, baß
cheert, weit, weit fort Senriette erschrak, unb Julie; welche
g entrijsen, auf Mim- sic etwa« entfernt patte, um Blumen
ju pflüden, sic ängstlich umschaute. -
Brau. „Siep both bloß! Rod,
schöner all ba« anbere! Unb
nur au« Sa France- Rosen! Tal ist
bochganzmunberpoi.ganz,cinsig"
Aber ber Mann sagte tein Wort,
sonbern machte ein desicht, ba« man
eper verblüfft all erstaunt nennen
Et sprang empor! — Ta traten sie
auc schon aus bem Gebüsc — Hen-
nette unb Julie unb blieben ercunt,
erschredt, erröthend stehen, al« sie ipn
erblicten.
3ulie faßte sich juerft. ~
„Äh4, rief sie lächelnd, „hierher also
muß man tommen. um Sie ju sehen,
mein fiert? — Weshalb paßen Sie
fiep so lange nidit bei un« sehen lassen,
Sie Deserteur?“
Ah, Harald hatte es wohl bemerkt,
baß seine Rameraben mit seltsamen
öliden ihn beobachteten, baß se sic
mepr u
fingen. 1 »’
Unb hatte nicht au« ben Worten
bei Kommandeuts ein gewisse« Miß-
trauen, ein heimlicher Verbacht- her-
äusgeltungea Hatte nidjt Leutnant . .
ponucs leicht spöttisch gelächelt, al« Ta« scherzende Wort fuhr ipm wie
ber ommanbeur Harald ben Urlaub ein elektrischer Sclag durc bie Glie-
Harald war es tobettaurig ju
DinmmeiccIliccetubemhatte
er hier vetlebt, glüdlich in ihrerHarm-
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Giddings Deutsches Volksblatt. (Giddings, Tex.), Vol. 7, No. 46, Ed. 1 Thursday, August 16, 1906, newspaper, August 16, 1906; Giddings, Texas. (https://texashistory.unt.edu/ark:/67531/metapth1612474/m1/6/: accessed July 16, 2024), University of North Texas Libraries, The Portal to Texas History, https://texashistory.unt.edu; crediting Giddings Public Library and Cultural Center.