Giddings Deutsches Volksblatt. (Giddings, Tex.), Vol. 38, No. 40, Ed. 1 Thursday, November 18, 1937 Page: 3 of 8
eight pages : ill. ; page 19 x 13 in. Digitized from 35 mm. microfilm.View a full description of this newspaper.
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Renes «Ml
Hahn unb geiltunbe.
< -
Bon bet Küdenmartojänimbjudht.
War oft wird her Arat von Kran,
ten gefragt, ob sie rücenmarklei-
bend feien, denn int Publifum be-
steht davor eine heillose Angst. Db-
wohl ei viele Erkrankungen des
Rücenmarks gibt, meinen bie Laien
doc fursweg immer bie Rüden-
martsschwinbjucht ober Tabes. Zur
Beruhigung bet Aengstlichen mus
da Dor allem eine Latsache fejtgestellt
werden: Man hat durc Forschungen
unb statistische Erhebungen gefunden,
daB bie Zabel eine quartäre Kach-
Tranheit ber Sphilis ist. Die
Furcht Richtsphilitischer ist somit
gans unbegründet. Aber auc Don
den Zeuten mit überstandener Eup-
hilis ertant nur ein geringer Pro-
gentsat, säum drei bis fünf Prozent.
Biel Derbreitet, aber irrig, ist bie
Ansicht, das unterbrücte ussschwet•
be ober seguelle Kusschweifung bie
Ursachen Don Zabel feien. Ebenso
bärsten örperliche unb . geistige
Meberanstrengung, Erältung unb
Berlelungen höchstens das Kusbre-
chen ber schon vorbereiteten Krant-
heit begünstigen, nicht aber sie ter»
urjachen. Befürchtungen finb daher
wohl in ben meisten Fällen nicht
am Plat; tum lüc, sännen .wir.
lagen, denn bie Zabel ist eine ziem-
lic schwere unb sehr Iangwierige
Äranfbeit.
i Der Barne ber Erkranung ist
gana zutrejfend, denn sie wird durc
chwinden derjenigen Bartien bei
Rüenmarts hervorgerufen, bie bie
äuszeren Reize aum Gehirn leiten.
Kus dem Zugrundegehen biefer joge-
nannten sensiblen Rasern erlären sic
bie meisten Symptome bei Reidens.
Zen Krat weisen schon frühzeitig
zwei Zeichen auf bie Zabel bin;
bie Pupillenstarre unb das Fehlen
ber Knicsehnenreflege. Die Äugen
esunder besiten einen eigenen
Weilet: ihre Vupillen verengern sic
aui Lichteinfall ungemein prompt
unb erwcitern sieb ebenso rac wie-
ber im Finstern. Bei Kebeskrenken
gebt biefe Fähigfeit verloren; bie
Pupillen bleiben starr, mal ben
Rranten allerdings meistens unbe-
tannt ist. Ta« zweite Symptom,
das ben Vatienten ebensowenig «um
Bewußtsein fommt, ist das Grlöjchen
her Sehnenreflere. Rormalerweije
antwortet ber Unterschenkel, wenn et
lose herabhängt, auf Belopfen ber
unter bet Kniescheibe befindlichen
Sehne mit einer rurfartigen Bewe-
gung, bte refletorisc, ba« beißt un«
abhängig Von unserem Billen 8u-
stande fommt. Tiefer Borgang ist
nur möglic. wenn ber durc bnl
Klopfen aulgeübte Reis auf dem
Fürzesten Weg zu dem motorischen
Zentrum im Rücenmar geleitet
Wirb. Kuf biefer Bahn liegen aber
auc bie sensiblen Rasern, wegen
deren Zerstörung ber Besler bei
Rüemmarfsschwindsüchtigen nict
auftreten Fann.
Kufjallender finb bie Gricheinun-
gen, bie bie Kranen selbst bemeren.
Da finb vor allem reissende, „lanci-
nierende" Echmersen, bie blitartig
bie Beine durchzuen unb meisten!
lange Zeit all rbeumatisc gebeutet
Werben; ferner gürtelförmig um ben
Reib berlaufende drüdende chmet-
zen. Tann stent sic bald eine ge-
wisse Unfitberbeil im (»eben unb
Stoben ein, bie anfangs säum beac-
tet Wirb. Rac einiger Zeit aber
Wirb sie deutlicher unb el bildet sic
ber für dieses Leiden so charateristi.
sche schlenkernde, breitspurige unb
ftamvfende Wang aul. Unfolge bei
Echwundes ber sensiblen Leitungs-
bahnen sönnen bie Rranen ihre Be-
wegungen nicht fein genug abmessen
mb verfehlen bamit gewöhnfic ihr
Ziel, interessant finb bie Bersuche.
bie man solche Vatienten anstellen
läßt. Man läßt sie aum Beispiel
mit einer Ferse daß nic bei an-
deren Beine« ober mit dem Beige-
finger bie Rasenspite berühren unb
ist erstaunt, wie schwer sie biefe leids-
ten Aufträge ausführen, wie oft sie
zunor am Ziele vorbeigefahren finb.
Bei geschlossenen ßibern ist el ihnen
unmöglic, frei zu sieben. Tiefe
Unsicherheit ber Bewegungen, biefe
„Atarie", wirb In manchen vorge-
schrittenen Fällen so arg, haß bie
Kranen nicht mehr geben unb arbei-
ten sönnen. Richt seltene Rompli-
Tationen ber Labes finb veriodische
Störungen Don feiten ber Unter-
leiMorgane. So stellen sich unge-
mein schmerahafte Anfälle blusigen
örbrecbenl. Magenkrisen genannt,
bartnaefige Stuhlerstopfuhg unb
bie llnmöglicbfcit ein, ben Urin 8u*
rüczuhalten. ime
Wenn el auch bcrielt fumm ge-
Unat, bie Zabef dirch, Mekitppente
zu heilen, so ist man rdodhaimätande,
ben Prozes burd qeeignete Mäteti.
sche Borschrifter Paeuegzeeson
ders mH Radiun, ehUrlW« pRjaband-
lung, svstematische niehühmgen,
schmersstinlende Mittel usw. in sei-
nem Berlauf aufzuhalten unb Er:
Ieichterung zu schaffen. Tal muß
aber ber Rervenarat leiten..
Bwemäfigkeit bei Riebet«.
Schon gippotrates hat etwa 400
Sahre vo Ghristus dem Fieber eine
dem fransen Organismus nubrin-
gende Birfung zugeschrieben; aber
erst in ber leteg Zeiwird ba« Rie-
ber Wieberum auf Wrund ber Et*
gebnisse balteriologiseher Forschun-
gen all natürlicher Seilfaftor ge-
würdigt, nachdem eine sehr lange
Zeit hindurc bie Medizin — mit
verblüffender Blindheit — jede Lem-
peratursteigerung all ein an fic
höchst schädliches Ereignis angesehen
bat, öu dessen Beämpfung ein 4>eet
Von chemischen Mitteln auf ben ■
Warft gebracht worben ist. Roch
beute stehen zahlreiche Kerste auf
dtesem nicht mehr gana zeitgemäsen
Standpunkt, unb ein anftänbiger
Mensc muß — ihrer Meinung nach
— eigentlich immer ein Quantum
Phenacetin, Antiphrin, Saliphrin
usw. in ber Lasche mit sich berum-
tragen, um gegen das Fieber an-
fämpfen zu sönnen. Tie Erhöhung
ber Temperatur Wirb durc einen
vermehrten Stoffwechsel infolge bat-
terieller Einflüsse hervorgerufen unb
steht in engem Zusammenhang mit
her Bilbung ber sogenannten Anti-
förper im Blut, das finb Stoffe Von
unbekannter chemischer Zusammen-
setung, bie bie von ben Batterien
ausgejchiedenen unb ins Blut über-
getretenen Wiste dadurc unschädlic
machen, baß sie chemische Berbindun-
gen mit ihnen eingeben. Sobalb
biefe Schutstoffe in einer aur Bin-
bung sämtlicher Giftstoffe genügen-
ben Menge im Blute freifen, fällt
das Fieber ab. Tie Bedeutung bei
Richer« besteht also barin, baß es
ein Zeichen für ben Beginn unh ba«
Fortschreiten einer Infetion unb ein
Wasstab für ben im Organismu8
stattfindenden Kampf gegen das ein-
gebrungene Wist ist. E8 ist also
doc an ber Seit, bie Knwendung ber
Fiebermittel auf bie Fälle Don
auszerordentlic hoher, an sich le-
benBgefährlicher Temperatur (41 bi!
42 rad Eclsius unb mehr) zu be>
schränen, besonders wenn man be-
denkt, baß durc bie chemischen Rie-
bermittel bie eigentliche Rranheit
nicht im geringsten günstig beein-
flußt wirb unb baß sic ber Krs
durc ihre vrinzipielle Anwendung
eine» ber wichtigsten Sriterien be«
jeweiligen Standes ber Sranheit be-
gibt.
• • •
Jbiofynkrasie.
Tie Jdiofuntrasie ober HUergte ist
eine abnorme Reaftion auf einen be-
stimmten Reis. Tie äußert sich in
Unlustgefühlen aller Art, bie häufig
mit Schüttelfrost, Fieber, Stopf-
schmeraen, Echwindel, Ohrensausen,
Brechreis, Erbrechen, Leibschmersen,
Durchfall, Sautempfindungen (Gän-
sehaut) unb Sautausschlägen, na-
mentlich Urticaria (Resseljucht) ein-
bergeben; bie Erscheinungen sönnen
unter Umständen sehr schwere Form
annehmen. Ter Bohrn, auf dem bte
diosunfrasien ober Allergien ent-
stehen, ist zumeist eine gesteigerte
Reisbarfeit be« Rervensvstems, bie
G rblichfeit spielt dabei eine nicht un-
beträchtliche Bolle.
Es gibt angeborne unb erworbene,
dauernde unb vorübergehende Jdio-
fontrafien ober Allergien. Man un-
terscheidet weiter Jdiosunkrasien ge-
gen vsychische unb gegen materielle
Reize unb deren Mischformen. Bon
ben häufiger beobachteten piychischen
Rbiofonfrafien feien erwähnt bie ge-
gen bestimmte Geräusche, wie ba«
Kraten einer Sabel auf einer Blat-
te, gegen bestimmte Farben, gegen
ben Knblic Don Blut, gegen ben
Knbli unb ba« Berühren von Spin-
nen, Krähen, Mäusen unb derglei-
chen, unb ba« Berühren von Blüsc,
Samt, Seibe usw. Für ben Ge-
brauch unb Scfcbmacf gibt es zahl-
reiche Tdiosonkrasien ober Allergien,
bie sich schwer flassifiaieren lassen.
Ter voltstümliche Kudru „einen
nicht riechen sönnen" weift wohl nur
scheinbar auf eine Idiosunkrasie ober
Allergie hin.
Treten wir Don bem überaus
fchwanfenben Boben ber piychischen
Jdiosonkrasie in ba« festere. Wenn
auch noch lange nicht gana aufge-
flärtc Banb ber somatischen Sdid-
synkrasie ober besser ber Pdiosunra-
fien gegen materielle Reize. Sier
fennen wir bie diosunrasien ober
Allergien gegen Bohrung«- unb Se*
nuszmittel, gegen Medifamente; ba«
heißt, bie betreffenden Stoffe haben
statt ober neben ihrer gewöhnlichen
Wirkung bei manchen Individuen
bie Wirkung eine« Oiste«. Tie Ral-
rungl- unb Genuszmitfel, gegen bie
am häufigsten Jdiosonrafien ober
Kllergien bestehen, finb: Sheb«,
Rümmer, Fische, besonder Aale unb
lundern, Muscheln, Mustern, But-
ter, Rett, Milc, Erdbeeren, imbee-
ren, Spargel, Vilze usw. G« gibt
säum ein Bohrung«- unb Genuß-
mittel, gegen das.nicht schon eine
dioson’rasie ober Alergie beobad)-
tet Worben wäre.
Man bars aber, wenn eine Speise
nicht regelmäßig Vertragen wirb,
nicht immer ohne weitere« auf eine
I diosun’rasie schließen, sondern muß
I sic erst davon überzeugen, ob nicht
ehe Störung ber BlagenfunKtioz i
ober eine ähnliche Ursache vorlieg I
Besonders bei Schwangerschaft ent”
Wieseln sich häufig piuchijche H
materielle „diosunkrasien ober Auer-
gien, bie nach der Bieberfunft Don
selbst verschwinden.
Eie ber häufigst vorfommenben
Idiosonkrasien ober Allergien ist bie
gegen ben Senuß ber Erdbeete-
Wöglic wäre e« hier, baß bie Erd-
beererfranfung durc eine in ber
Erdbeere enthaltene, bem «hinin
ähnliche Substana, ba« Fragoriarin,
Verursacht würbe; in biefem Ralle
wäre Don einer Idiosenkrasie gegen
biefen Stoff zu sprechen. Es gibt
Personen, bie trot 3diosenkrasie ober
Alergie, zum Beispiel gegen Sum-
mern unb Krebje, noch immer wie-
her solche essen, weil sie ihnen eben
gut fehmeefen, baß sie bie unange-
nehmen Folgen mit in ben Sau
nehmen. Ebenso halten el viele
Reute trot ihrer Jdiosmnkrasie gegen
Schaumweine mit bem Ghambgg*
ner. Tiefe diosunkrasie hat aber
mit ber AIFoholtolerana nicht! u
tun, denn bie gleichen Personen ver-
tragen AIfohol oft sehr gut unb
sönnen Bier ober Kein im Ueber-
maß, ja, bi! jur Berauschung trin-
Fen, ohne baß sich bet für bie Xdio-
synkrasie ober Alergie am meisten
charakteristische Resselausschlag ein-
stellt, während biefer nach einem
Olafe Schaumwein! nicht ausbliebc.
Zwet Mischformen ber Jdioswu-
fräste wären noch zu erwähnen. Es
Fann jemand, ber eine Jdiosenktasie
ober MHergie gegen einen bestimm-
ten Stoff hat, schon bei ber lebhaf-
ten Borstellung biefe« Stoffel ober
bei ber Bennung seine! Bamen!
erkranken. „Es wirb mir schiebt
Wenn ich nur baran denke". Ober
eine Xdiosonkrasie ober Allergie ge-
gen eine früher gern genoffene Spei-
fe beruht darauf, baß mit ißt eine
affeftbetonte unangenehme Erinne-
rung verknüpft ist. Kenn jemand
«um Beispiel mit großem Behagen
eine Taffe Milc trintt unb plölich
eine in bie Rilc gefallene Spinne
auf be Zunge befommt, Fann er ba-
durc so schokiert werben, baß ferner-
hin schon ber Knbli ber Milc ober
bie Rotwendigeit, nnhrre Peilte
Milc trinken «u sehen, ihn wirlic
Frans macht.
Born Grrötem.
Tal Eranfhafte Grröten Wirb mei-
sten! all eine Zwang «Vorstellung
aufgefaßt, bie mit Angsterscheinun
gen einhergeht, fei el, baß ber Er
röter in ftänbiger Angst Dor bem
Crröten lebt, fei es, baß mit bem
erröten selbst Angstgefühle verbun*
ben finb. Andere indes führen» ba!
erröten auf eine neurasthenische
Grundlage zurüc. Ta ein solche!
Eranthaftes erröten für bie bavon
Betroffenen höchst unangenehm ist
so ist el wichtig, bie Heilmittel ba-
gegen kennenzulernen.
Mm ehesten ist ba« erröten jur
Heilung zu bringen, wenn es nicht
mit sonstigen schweren Srankheits-
erscheinungen berbunden ist, durc
bie psychische Seilmethode (Bseco-
therapie unb Psuchoanalse). Der
Erröter, ber Don feinem Uebel be-
freit fein Will, muß darauf versich-
ten, einen besonderen Wert auf bie
Form, auf gewählte Musdrudsweise,
auf imponierende Gebärden unb der-
gleichen ju legens er muß alles
Schauspielern lassen unb nur bestrebt
fein, sich ber jedesmaligen Rebens-i
läge anzupassen, sic nicht über fte
ju erheben unb niemal« ein anderer
scheinen zu. wollen, al« er ist. Er
muß bie leberzeugung haben, baß
er niemal« Dinge begeht, über bie
er ju erröten braucht. Zuletzt han-
delt es sich um Bachfuggestionen,
bann aber um eine Wicderholung
be« Gesagten im Schlafzustand, in
bem bem Batienten Rut unb Ber-
trauen jur Heilung zugeiprochen
Wirb.
Ter Grfolg soll in ben meisten
Fällen ein guter fein, weil ber Pa-
tient in Furjer Zeit mit sich selber
fertig wirb unb fein Erröten vet-
meiden lernt.
• • •
$anömittel gegen qmälenbri $uften,
igentlic ist es so: man selber
würbe ben Husten noch einigerma-
ßen gelassen hinnehmen, aber bie
gesamte Familie bäumt sich gegen
ihn auf. „Dein Bellen unb Kräch:
jen ist nicht junt Mutbalten", heißt
el, unb ber an sich schon Seplagte
wagt nun Faum noch au atmen aul
Angst Dor einem neuen Sustenanfall.
Fort also mit bem Susten! Närme
unb noc einmal Värme ist nötig.
Dazu aber noch ein richtige! Sau-
mittel, uralt, nie Derfagenb, nur in
vielen Ramilien in Bergessenheit ge-
raten: Gin möglichst scharfer Rettic
wirb halbiert, ausgehöhlt, in bie
Höhlung fleingeschlagener Kandts-
aucer gelegt unb mit ber oberen
Hälfte wleber zugedect. Bach ein
paar Stunden hat sich ein biefer
Saft gebildet, ber, teelöffelweise
eingenommen, ben Haften wunderbar
löst.
Bf r um eine Unterrebung bittet,
plant meist eine Ueber re bung.
„eelensped" uub
„Jungfernleder"
Mlerlei Seltsamteiteu ans ber
Apotheke.
Bhantasie muß ber Apotheler ha*
ben, will er alle Wünsche bei gerade
in ber eilfunde zu Aberglauben
unb eheimnisfrämerei neigenden
Publifums erraten; denn seltsame
Bamen tragen bie geheimnisvollen
Mittel, von benen bie Bunderwir-
lung erwartet wirb. G« geht soweit,
| Boch manche« Kndere harrt in
ben Apotheten feiner Bestimmung,
ber leidenden Wenschheit Bot zu lin-
dern: „3e länger je lieber", „Fi
unb Fertig", .Steh auf unb geb
weg", „Brabbelt bie Wand nauf",
unb „Aderlei Qust unb aller Men-
sehen Kergernis" — hilft nicht das
eine, so tut! ba! andere. Mizmu-
tigen aber unb Lebensmüden verord-
nete man eine reichliche Tosi! „Auf-
munterungstropfen" I
Sdhlesicher Rephrit.
Semei
Strümpfe
einen Tag - ...
lammen sie in« Reinigungsbad.
Sanj abgesehen bavon, baß sie dabei
weniger Mühe erfordern, holten bie
Räben bei Gewebes länger, wenn
sie nur furze Reit mit ber Körpere
wärme unb so mit ber Transpiration
bei Ruße! in Berbindung bleiben.
leichviel, ob eB sic um wollene,
baumwollene ober seidene Strümpfe
baß sich ber Boltsmund darauf be-
schränft hat, sich bie fachmännischen
Bezeichnungen mundgerecht ju ma-
chen. Bach einigem Ueberiegen
wirb ber Apotheker das Richtige
treffen.
Gl ist nicht schwer, hinter bem „ro-
mantischen Efsig" ben aromatischen
Gffig ju vermuten, unb ebenso wirb
sich jeder denken sönnen, baß mit ber
„Wahonnaisenlimonade" bie Wagne-
sialimonade gemeint ist. Tie Bil-
jonsche Salbe, bie nicht« mit ben be-
rüchtigten 14 Punkten ju tun hat,
läuft unter bem Bamen „Vildsauen-
falbe" unb au« Katechou hat man
„Ratzenschuh" gemacht. Bedangt ein
Runde ein Mittel mit bem wunder-
baren Bamen .Gr faß unb fraß unb
hat a Brill“, so Wirb ihm ber phan:
tasiebegabte Apothefer ohne viel
Rachdenfen Sasiafras unb Sarfapa*
rilla Verabfolgen.
Schwieriger ist es schon, Wenn •
bie Benennungen ber verlangten
Bundermittel nicht irgenbwie in Be-
jießung zu ben wütflichen Bamen i
ber Mrjneien zu bringen finb. Tann |
muß ba« in allen Apothefen vor- ।
handene Buch helfen, ba« in über-
sichtlicher Mnorbnung dieboltSmund-
liehen unb bie entsprechenden wissen-
schaftlichen Bezeichnungen enthalt.
Ta« graueste Mittelalter, bie Reit
be! Doltor Eisenbart unb anderer
umherziehender Wunderärzte scheint
wiedergekehrt ju fein. Was denkt
sich Wohl ber Seilungsuchende, ber
in ber Apotheke „Segenmehl" Ver-
langt unb dabei betont, recht frisch
müsse el fein ? Tabei würbe bie lete
Here im Jahre 1782 ju Glarus
hingerichtet, unb ber so gewonnene
.Borrat* bürste im Laufe ber feit-
bem verflossenen 155 Jahre längst
aufgebraucht fein, ohne baß man
Gelegenheit hotte, ihn ju ergänzen!
Oder wohin schweift bie Bhantasie,
wenn es sic um „Drachenblut" han-
belt? Siegs rieb unb Sankt Georg,
bie all Lieferanten in Rrage lä*
men, finb doc schon reichlich lange
tos. Ober dent man Vielleicht bar-
an, ben eigenen „Sausdrachen" ju
schröpfen, wie ber Apothefergehilse
einem Biebermann riet, ber Dra-
chenblut verlangte.
lleberhaupt bürste bie Beschaf-
fung mancher Mrjneien, bie gefor-
dert Werben, bem Apotheer nicht
geringe Schwierigkeiten machen.
„Räuberejsig“ unb „Spitbubenes-
sig", „Frauenhaar", „Seelenived"
unb „Jungfernleder", „pulverisierte
Menschenknochen" unb „Armsünder-
schmals“ erinnern an bie Reit mit-
telalterlicher Gerichtsbarkeit unb
bürsten heute nur jehr schwer ju er-
langen fein. Aber bem schönen Ge-
schlecht jur Beruhigung: Ter ba!
„Ftauenhaar" enthaltende Kasten
trägt eine Kufschrift, bie auf rein
pflanzlichen Ursprung bei Jnhalts
schließen läßt. Sarmloser Serkunft
scheinen auch bie Mittel ju fein, bie
weniger verfängliche Bamen tragen:
„Teufelsdred" unb „Bärendred,
„Blauer Tunst", .Blauer Umwanb"
unb .Blauer Ginwanb", .Blaue
Wolfensalbe" unb .Blaue! Richts"
liegen ba bereit.
Ob man sich unter „Trompeten-"
Gin lange Reit verschütteter
Schaß deutschen Boltsvermögens ist
durc bie jähe Arbeit eine! Schle-
sier! Wleber gehoben, indem ber
Steinbruch Don Jordansmühl, in
bem Rephrit gewonnen wirb, wieder
erschlossen unb in Jdar auch bie
Werkstätte gefunden Würbe, bie bie
alte Ueberlieferung bewahrte, biefen
auszerordentlic barten Salbedelitein
ju schleifen unb ju polieren. Ter
fcßlefifche Rephrit bat eine sehr große
Bielfältigkeit ber Färbung, vom bun-
Feisten Scßwarjgrün über tiefe«
Dunkelgrün unb Olivgrün bi! jum
schönsten Woosgrün, bann weiter
Vom Hellgrün unb Elfenbeinweiß
bil jum Rosa. Heute jiert biefe!
föstliche Mineral wieder bie Mul-
lagen deutscher Goldjchmiede, unb in
Bremen bot fürzlic ein Preisric-
terkollegium ber Teutschen Gesell-
schaft für Goldschmiedefunst über bie
besten Arbeiten eine! im .Frühiahr
ausgeschriebenen Rephrit-Bettbewer-
be« entschieden.
Ter merkwürdige albedelstein
war ufter bem Bamen 5 de, wie
in ber Leipsiger „Hlustrierten Rei-
fung" ausgeführt Wirb, auf feinen
Fundstätten in Ghing unb Reusee-
lanb feit langem besannt.unb würbe
in Asien in mühevoller Sandarbeit
ju prachtvollen Schmucfftücten um-
gewanbelt. Man tannte kunstvol
Verschlungene Figurensteine aul Ehi-
na, prachtvolle Schalen, reichversier-
te Schwertgriffe unb auc äupt-
lingskeulen Don Reuseeland, man
fanb auch in vorgeschichtlichen Grä-
bern unb in Pfahlbauten Europas
Beil: unb Amulette au« demselben
Meteriel, aber ba früher lein Runb-
ort be« Rabe« ober Rephrits in
Guropa besannt war, glaubte man
lange, aller Rephrit stamme au!
Asien, bil im Jahre 1884 im Stein-
bruch bei Jordansmühl Rephrit ein-
gelagert in Serpentin gefunden
Würbe. Tabei hatte bereit! Goethe
in feinem Tagebuch über feine Beife
in Schlesien im Jahre 1790 über
das Gestein von Reichenstein in
Schlesien bemerkt: „Rn biefem Ge-
stein steigt ein mächtiger Gang von
Kaltspat, Hornstein ja bie feineren
Zeile werden fast nephritartig." Much
Linn hatte schon 1777 ben Rephrit
beschrieben unb all schlesische Runb-
orte ben Zobtenberg unb Reichen-
stein angegeben. Obwohl eine Bethe
von Museen unb Privatsammlern
sich mit bem interessanten Mineral
beschäftigte unb einer Von ihnen, ber
Amerikaner Bishop, aul bem Stein-
bruc von Jordansmühl 1899 ein
große! Sprengstüd nach Ameria
schaffte, Farn niemanb auf ben Ge-
banFen, dieses seltsame Rineral
Schlesien! zu verarbeiten. Bielmehr
Würbe ba! Gestein aul bem Ser-
pentinbruc bei Jordanmühl jur
Straszenpflasterung unb ju Funda-
mentbauten bei Räunen benutt, bil
man erst in neuester Reit biefen
Schaß deutscher Erde in feiner wah-
ren Bedeutung erfannte unb ju he-
ben begann. -
Ehemaliger Joce schreibt ein
Stüc über Ban Gogh.
unb „Flötenpulver" pulverisierte
Rlöten unb Trompeten vorstellt, ist
nicht beFannt, wohl aber Weiß man
mit Sicherheit, baßsic ber Qpothe-
fer nicht mit bem Zerstosen berätst- .
ger Instrumente abgibt.
Schubästen unb Staubgefäße
enthalten aber auch für jeben Ein-
Seinen, gleich welchen Standes er ist
ein Spezialmittel: Schäfer, Sche-
renschleifer, Buchbinder, Glaser unb
andere sönnen besonders für sie ge-
eignete Tropfen erhalten. Ten Sel-
ben ber Bühne Fann durc ein „De-
TlamafionBpflaster" geholfen wer-
ben, bem Pfarrer mit einem „Dia-
fonuspflaster" unb für! Milität
finb „Offiziers-" unb „Soldatensal-
be" bestimmt. Ter Beife, „welcher
sitt unb benft", Fann feine steif
geworbenen Glieber mit „Philoso-
phenöl“ einreiben unb sich bie Oh-
ren gegen ftörenben ßärm mit „Bht-
losophenwatte" verstopfen. Muirei-
chend ist für ben Bitter von ber Ba-
bel gesorgt: „Schneideröl" unb
„Schneiderbalsam", „Schneider-
schwindel" unb „Schneiderfursteil",
„Schneiderliebe" unb — für beson-
ber« schwere Fälle „Schneidercoura-
ge" sieben jur Verfügung. '
Bn beBi Lbens ganjem Rammer
geben „%rmdarmjammerpulver" unb
bie „Blendsförner" Runde. Ml«
Mu«glelcb bafür gibt es aber auc
„Engelsüs“ unb „Seil au« bem
Grund". Kengstliche Gemüter, die
um Ihr Leben bangen unb gern hun-
dert Rohre alt werben möchten, wer-
ben jum „Ewiglebensöl" greifen.
Ban Gogh ist ber eld eine« The-
aterstüdes geworben, ba! Zan Bur-
se, ein früherer Joet, geschrieben
hat unb ba« jeßt in „Krts Eheatre"
in London feine Uraufführung er-
lebte. Tie Breffe betont einstimmig,
baß ba« Gtü, in Anbetracht dessen,
baß fein Mutor sich noch nie juvor
mit ber Reber Versucht bat unb nicht
bie geringste Bühnenerfahrung befißt,
sehr sauber gearbeitet fei unb unbe-
bingt interessiere. Ter Gharakter
Ban Gogh!, ber awischen Kindlich-
feit, Genialität unb Bahnsinn
schwanke unb ben Mann zugletch Iie-
beniwert unb unmöglich mache, Fäme
in ber vorgüglichen Darstellung bon
Eßmond Knight sehr gut heraus.
Besonders gerühmt wirb bie Zurüd-
haltung. mit ber offenbare Wahn-
sinnssaenen, wie bie in ber Ban Gogh
sich ba« Ohr abschneidet, behandelt
finb. Andererseits Frane ba! Stüc
doc an ju großen Sängen, ju Diele
Personen treten schemenhaft auf unb
verschwänden Wieber. Rm großen
undoganzen wirb bem Berfasser aber
für feine Raufbahn all Bühnen-
schriftsteller eine durchaus günstige
Prognose gestellt.
— Born Begen in bie
Traufe. .Sinb Sie benn mit
Ihrer «weiten Rrau glüclicher all
mit ber ersten . . .T"
„Tal sann ic nicht gerabe sagen
Tie erste war ungebildet unb ber-
stand alles falsch —• bie «weite ist
gebildet unb versteht alles besser!"
handelt. Ter Grfolg wirb stet! ber
gleiche fein. Rac bem Trocfnen
sollte man sie nicht bügeln, jeden-
falls nie mit einem heißen Eisen ih
Berührung bringen. Wenn sie im
Schatten, weit Dom Ofen unb Feuer
getroefnet finb, sehe man sie genau
durc, um schon das winjigfte Eoc
auszubessern. Gl gehört jur Pflege
ber Strümpfe, Böcher niemal! «u-
fammenjujiehen, fonbern zu stopfen.
Tal durc ba! Coc fehlende Rate,
rial muß erfeßt werben. Much auf
bie farbige Uebereinstimmung Don
Stopfgarn unb Strumpf ist ba«
Mugenmerl ju richten, ba unpafsend
gestopfte Strümpfe immer einen
schlechten Ginbrucf machen. Bei Sei-
denstrümpfen eignet fic — Jan« bi«’
genau abgestimmte Seibe nicht Dor-
banben ist — ein Frauenhar «um
Stopfen, weil el gut hält unb un-
sichtbar bleibt. j
Neibwäsche unterliegt ben gleichen
Gefeßen. Sie sollte höchsten« jwei
Tage hintereinander gebraucht wer-
ben. Tie gesundheitlichen Birkun-
gen be« häufigen Wechsels bet
Bäsche finb ebenso groß wie bie
ikonomischen. Müe Stüde, bie we-
nig getragen finb, lassen sich mühe-
Io« waschen, werben also beim Rei
nigungsprozes weniger in Anipruc
genommen. Gbenfo trodnen sie ra-
cher, werben also bem Proses nicht
o lange ausgesett, unb bie Saltbar-
'eit ber Räben ist dadurc gewähr-
eistet. Reber Fleinste Schaden ist
unveraüglic außzubessern. Ter ab-
gerissene Hohlsaum Fann nicht nur
in Bäschestüc verunzteren, er bringt
bas Zerreiszen be« ganaen Bandes
mit ic. Rnöpfe finb anzunähen,
Bir Wissen ja au« Schersen unb
Anekdoten, Wie schwankend bie Har-
monie einer Ramilie ist, sobald sich
abgerissene Knöpfe feststellen lassen.
• • •
Gier siede entfernt man mit
Faltern Wafser.
B ü h r e i e r fehmeden besser,
Wenn man auf iedes Gi eine Meser-
spite boH geriebenen Parmesantäse
gibt.
Rarbige 2oIIfachen wer-
ten durc ba« Waschen oft matt unb
ledig. Man feßt bem Spülwasser
ein wenig Weinsteinsäure zu. Grüne
Bollsachen behalten ihre schöne leuch-
tende Farbe, wenn ba« Spülwasser
ein Wenig Gffig erhält.
FingernägeI bie leicht bre-
chen, habet man abends in heißem
Eichenrindentee unb reibt sie bann
mit Lanolinsalbe ein. Ru Weiche
Fingernägel muß man täglich mit
Zitronensaft einreiben.
SW an sann sic unberbrennba-
re« Papier herstellen «um Einwiein
bon Dolumenten u. f. w., indem man
einfache« Papier in eine Alaunlösung
taucht unb es trodnen läßt. Rwed*
mäßiger ist allerdings eine feuerfeste
Kassette, ba« Papier sollte nur etn
Rotbehelf fein.
Schöne« seidenweiches
Haar erhält man durc Delpdun-
gen, bie man vor jeder Kopfwäsche
anWenbet. Man durchtränkt bie
Ropfhaut am besten mit süßem Ran-
beiöl unb binbet hierauf ein wolle-
ne« Tuch um ba« Haar. Rac einer
halben. Stunde wäscht man el gut
mit Kamillentee au«.
Frottierhandtücher zu
reinigen. Bei glattem Abschluss ber
Hanbtücher Fann ber Barne bequem
eingestic t werben. 2o biefer glatte
Abschlus aber fehlt, zeichnet man bie
Buchstaben auf ein Stüc derbe Rein-
wand unb stidt sie sauber aul. Mit
Hilfe einer Fleinen runben Schachtel
Wirb ber Bame ausgeschnitten unb
in bie Iinke Gde bet unteren Randes
angeheftet, jodann mit gleichmäßi-
gem Knopflochstic umarbeitet unb
gleichzeitig bamit befestigt. Ran
wählt ba! Stidgarn möglichst in ber
Rarbe ber bunten Kante,
) Berwenbung Don Gier«
schalen im Saushalt. Tie sauber
gewaschenen unb im Ofen getrodne-
ten Gierschalen (Ofen nicht au beiß.
Eierschalen bürfen nicht gelb wer-
ben!) werben in einem Wörser zer-
stoßen unb in einen Reinenbeutel ge-
füllt. Bei feiner Bäsche (Eeinen-
«eug, Blusen, Brägen u. dgl.) hängt
man ben Beutel in! Finweichwasser.
Much beim Kochen ber Bäiche unb
später beim Spülen wende man ben
Eierschglenbeutel in gleicher Seife
wie bie Blaubeutel an. Tie Wäsche
wirb durc ben aufgelösten Half hlen-
benb weiß, ähnlic wie bei Knwen-
dung Don Chlor, iedoc ohne ben
Stoff anzugreifen.
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Giddings Deutsches Volksblatt. (Giddings, Tex.), Vol. 38, No. 40, Ed. 1 Thursday, November 18, 1937, newspaper, November 18, 1937; Giddings, Texas. (https://texashistory.unt.edu/ark:/67531/metapth1612581/m1/3/: accessed July 6, 2024), University of North Texas Libraries, The Portal to Texas History, https://texashistory.unt.edu; crediting Giddings Public Library and Cultural Center.