Seguiner Zeitung. (Seguin, Tex.), Vol. 27, No. 29, Ed. 1 Thursday, March 7, 1918 Page: 7 of 8
eight pages : ill. ; page 20 x 14 in. Digitized from 35 mm. microfilm.View a full description of this newspaper.
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£ie6 $atcr(au&.
Stoman bon SRitbolpli Stratj.
(10. ftortfefcung.)
Sann günbete sie baS Sßci^nac^tS«
bäumdjen an, fefete ficf) baneben unb
»artete, Sie mollte Spartet) bamit
überragen. Sie mußte: et mar nad)
feiner gefeilten Slrt bie spünfttid)feii
Mach aufgefjohener Safe! ging ßarl
tVebberfen hinüber in fein SfrbeitSfa*
binett. Sie 3isarren» &'e *>er Siener
gebraut, paßten isjm ntd)t. Sr hatte
ba eine neue Karfe in SlaSröhren,
bireft auS ber §aoanna. Kargarete
mar mit bem Setter in l>en Sorbet»
räumen allein. Sr mad)te auf einmal
ein 2srmenfünbergeftd)t unb ftanb
auf.
„Oute Mad)t, Suftne!" Derfetjte er
bann rafd) unb ge|eimniSooII. ,,0rü»
ßen Sie S|arlet)!"
„Sie mcllen bod) nid)t fd)on fort?"
„SrftenS mißfalle id) Jlnen!"
selber. Sd>Iag sieben fam er. Sie
Borte feine Stimme braußen in ber!
§nüe. Sann 3u i|rem Sdjreden eine . In'B'u"c rlu' .fua'-
gmeite. Sag mar nicht ber Wiener. L"*«
H r *> ***»«"
ton. Sie sprang auf, sie eilte Sari
ffebberfen entgegen, ber ben Kopf
burdt) ben Sürfpalt ftedte.
„Um ©otteS millen, Su haft bod)
feine ©äste mitgebracht?"
*Rur einen!"
{ lächelte |atmIcS. Sr begriff
nicf)t, mag sie mollte.
„2öo Su mir in bie £anb oerfpro»
d;en |aft, baß mir heute..
„Sin einzelner Kenfcf) stört bod)
nid^t.' @S ist bod) nur ber Söetter Sfl»
pl)onfe!"
„Slber am SDßei^nn<^t§abenb ..."
t> „3>d) fjnb' nacf)f>er mistige ©efdhäf»
Je mit if)m... ba§ f>ilft nun nid)tS!
... Somm' nur |erein, mon d)er. ..
mie ic| Sir gesagt |ab'! Su fommft
ä Ia fortune bu pot..."
Sllp^onfe ftebberfen trat ein. Slud)
nod) getabe biefer (Saft! Sie hatte ihn
in ben faft gmei Sauren i|rer S|e
erst einmal flüchtig gefe|en. Sie ent» ^
sann sich feiner taum me|r. Mur fei» j pfTynfV umfÄsluie"
neS übten Muss. Sleußerlid) merfte
man i|m ben nid)t an. Sr mat ein
großer, fcfjlanfer Kann, na|e an ben
Siergig, btel bunfler als bie blonbe
§auptiinie ber gebberfen, m't ma*
gerem, länglichem ©efid)t, meichen,
frönen Slugen unb fpifcgefchnittenem
SoÜ'bart. Sr |atte eine lädjelnbe Slrt,
einem bie §anb gu füffen, guten
Slbenb gu sagen, einen angufe|en —
©eien Sie fro|! SS ist
ein fc|led)teS 3eid)en, ^enn i$ einen
guten Sinbrucf madje! Unb gmeiten»
ist fjier jeber Sritte guDiel. SaS fie|t
ein Sinb. Mur ber ©lüdlid)e -selber
nicht!"
Sr 30g fid) lädjelnb jur Sür 3u»
rüd. $ort Ijatte er auf einmal ba?
S8cbürfni§, sie no^ ju trösten.
„Sie bürfen ba§ bem guten Kfjar*
let) nid^t iibel nehmen. Stimmungen
ftefjen in feinem ^auptbud^ nid)t. 6t
benft immer: jmei mal gtuei ist Pier.
yXQe ^ebberfen benfen ba§! Slber er
ist eine Seele oon einem Xßenfdjen!"
6r Iäd^elte luieber, Derbeugte fid)
unb oerfcf)tt>anb. @r beeilte fid) so
tuegäufommen, bafe sie iljn fcfeon
braufjen auf ber Strafte mit ^odti.je»
ftfilagcnem 5ßelgftagen, ben 3^'nber
tief in ber Stirne, burd) ben Sdjnee
3um nächsten 9Ibftieg in bie Unter-
grmtbbaljn maten fa^, als ßarl tJeb-
berfen mit ben 3iaarren in ba§ 3im::
mer trat unb fidj erstaunt na<^ WU
„@r ist flüger al§ 2>u," sagte sie
mübe unb fuljr fid) mit ber £>anb
über ba§ §aupt, als trollte sie ba aU
Ier^anb trübe ©ebanfen oerfd^eudben.
„@r ^at gleich gemertt, bafj er nic^t
I)ätte mittommen sollen!"
„ßunftftüd!... Sei Seinem ©e»
fitfit!" 3^r 9J2ann ging ärgerlidi auf
unb nieber. @r füllte, er fjatte fdjon
gar nic^t breift — nur so feIbftoer= lieber einen pefjler begangen. Sr
ftänblid), al§ l)abe man fdion einen ' »«ftf
Scheffel Sal3 miteinanber gegessen. : J ^ m ber -Person be§
Sr tat, al§ merfte er ifyte Unruhe ""''n • h •= r • *1« f.
wnb SBläffe nid)t. Sr fe^te fi^, mäh», »^r lP isl eni ma" au .Pl1.
renb fiarl ^ebberfen fidf) entfernte, er 3". „aber... cnftn... leS affat»
11m ficf) nm3U3ief)en — er selbst war j rf3 f°n* v- d^r'<
fd)on im f^rad — unb betrurtberte ^-ie 3uc^'e btc itdifeln.
sofort ben S£)riftbaum, ben jener nod^ „3ld) Sott!... 3^r tut mit ifjm,
gar nidjt beachtet fjatte. Sr fjatte et»: als fei er ©ott treife »a§! 3^r fiabt
tt>a§ Stinblid) = SrfreuteS gegenüber
bem 2id)terglan3. Sr nidte ber £>au§*
frau gutmütig gu, als feien sie beibe
bie einzigen 3J?enfd)en in öte
bafür Sinn besagen. Sr rüdte eer»
traulirf) nä^er. Sie möge il)m bod)
ßon 311 §aufe er3äf)len. iöon 2öei()=
nackten bort. £>eute, an bem ^eiligen
Slbenb feien i!)re ©ebanten geföift bei
il)\ Sieben bafjeim. Seltsam, roie er
il)lv .'Stimmung erriet. ®i<mn
Sud) ba einen ^amilienpopang gu»
rec^tgemadjt in Surer ip^iliftrofität.
2öirt!i(^e Taugenichtse fe£>en boc^
gan3 anbers auS!"
Sari (Jebberfen Ijatte fid) gefeijt
unb eine feiner günffranc§=3'3arre"
entsünbet.
„^mmer^in... feit Snbe Oftober
bat er mieber ununterbrochen in
üftonte Sarlo gespielt. SrgebniS:
Sine Unterbilan3 bon einer Viertel
tocite nie barauf gefommen. Sigent» j Million! Sr ist mteber einmal fertig!
lief) gefiel if)r 2IIpf)onfe f^ebberfen | !JJun lönnen mir iljm aus ber Rätsele
trotjbem ni<f)t. Sie trat frof), als | Reifen! 2un'S ja auc^. Slber umsonst
■ \
S^arleS garüdfe^rte.
,,©d)au mal an! Sa I)aft Su Sir
ja auc^ einen ß^riftbaum gemacht!"
toarf er leidet ^in unb fetjte fid).
^f)n interessierte biefe Spielerei
tneiter nic^t. Sr fal) auf bie ll^r.
50Jan sonnte gerabe &or bem Sffen
nocfi baS ©efcf)äftlid)e erlebigen.'
„2ja, lieber Söetter—roaS bie ©um»
mi»SJtftien betrifft," sagte er ac^felguf»
fejie. „Sa sann id) Sir nid)t helfen.
Su mufjt in ben sauren SJlpfel beiden.
Su |aft sie nun einmal 3U bem ba»
maligen SlutS lombarbiert... 3'd)
ioeifj, bie Rapiere steigen |orrenb!
Slber tro^bem ..
SJJargarete |örte still gu. Söor il)t
fnifterten bie 5ZöeiE)nacf(tSfergen ur.b
er!ofd)en allmä|lic^... SS mar ein
garter §aud^ üon S8ienentoad)§ unb
2annennabeln... bafjeim fangen sie
jefet „Stille 3laif)t, ^eilige 9?ad|t.,
„420 Sörief meinst Su i)ödjften§?"
Jagte i|r iDJann neben il)t laut unb
»•JaltHütig gu feinem ©aft unb roebte
babei mit ber buftenben
Qualm beS S^riftbaumS oon fid) n&*
Sie junge §rau erl)ob 'id) stumm unb
blieS selbst bie legten Sergen auS.
Sari $et)t>erfen beamtete eS nidbt.
Stbet fein 33etter 9tIpf)onfe faf) sie
12.
„OTeine liebe gute ©rete!
STlfo gleich gesagt: 50?utter unb tcf)
tommen nid^t gur Saufe Seines flet»
rten S^arleS * Sman nac| So
— nun ist'S IjerauS, unb mir ist
leidster. Tftidj |at'§ fdjon bie gange
3eit gebrüdt unb Sid) wirb eS je^t
betrüben, mein altes 9J?äbeI, unb id)
bin Sir bie ©rünbe bafür fd)ulbtg!
SOßie trir im 3"m oor einem
bei Sir in Sariä maren, ba laben
mir uns gefreut, Sid) in ©lüd unb
©lang 3U fef)en. Sa mar id) üor tntc
bet Söerantmortung lebig, baft id) mei--
tie 2ocf)ter einem fremben DJJann in
bie 5rembe binausgegebeu |abe. SS
ist gottlob gut ausgegangen, unb ber
gute SI)arlet) trägt Sid) ja auf £än=
ben!
Sttun rüstet also bie Saufe
SureS Srftgebornen! SS mirb, mie
Su selbst schreibst, auf SEßunfd^ Sei»
neS üstanneS ein grofteS ^eft. Sure
gange SÖermanbfd)aft ist gelaben.
Äinb — maS sollen mir unter ben
931illionären? Sein Söf)nd)en geljört
hinüber in Suer Sager — gu ben
ftebberfenJ Su schreibst, id) solle aud)
Saufpate fein, bie beiben ©rofjöäter»
namen 3tran unb £>an2 feien baSfel»
be unb 3>man mir aus ©efc|äftsrüd»
fixten Dorgefe^en! 9Kag alles fein,
aber fd)au, ©rete: ffienn id) für ben
Säufling fsl8^ f« übernehme id)
üor ©ott unb meinem ©emiffen Söer»
pflichtungen für bie 3u*unft eitieä
jungen 9J2enfd)enfitibeS. Stber sann id)
baS? 3id) meift ja gar nicht, maS
aus i|m mirb.
j §anb aufs §erg, maS ist ber 3""=
ge eigentlich? Sin fleiner 9tuffe?
SRuftlanb ist meit unb Su bist eine
| Seutfche. Sin Seutfdjer au<h nicht.
, 2lud) fein ^rangofe, obmo|l er in
SariS geboren ist. 2tIfo ein fleiner
Sjßeltbürger nicht ma|r? 3hr feib'S
1 auch! Si* finbet baS gut! 3d) sann
mich in Sure Stimmung nicht oerfet»
j gen. 3<h hänge gä| unb feft an mei»
1 nem Sönig unb an meinem Sßater»
| lanb. Sjd) bin bamit bermadhfen mie
! mit mir selber, ^ch mill mit Segen
I unb §anbfd)ul) auf bem Sarg be»
1 graben merben, unb bie ©lode ber
! ^nbalibenfirche soll ba3u läuten, mie
j sie schon so manchem alten Solbaten
j geläutet hat. Sffier roeifj, mie balb bie
I Stunbe fommt! Unb fd^au, meine
2od)ter: SeSmegen taug' ich nicht gu
Surer Sauffeier. ÜJiir tut baS Sinb
leib. 2J?ir tut jeber SKenfd) leib, ber
fein ffiaterlanb |at. 9?ad) meinem ©e»
fü|l fe|!t i|m ber Söobett unter ben
tfüfjen. Sr mirb ber unmerflichen
Sffiohltaten nicht teilhaftig, bie auS
einer großen ©emeinfc|aft fliegen,
üffiag er ein guter ©atte, Sßater, ©e»
fdjäftSmann merben — ihm mangelt
unser 'Jtiidgrat born Sllteit ier:
bie Verfluchte spflid^t unb @<hulbig»
feit im großen! Sprich: fiircbfeft Su
nicht, bafj ein junger 9J}enfch ba leicht
eigensüchtig unb blasiert mirb?
SRun mirft Su antmorten: Sin
Seutfd)er samt unser Sl)arIeS»^man
nie unb nimmer merben! höchstens
ein fleiner 3röH3ofe ober Muffe, mie
baS schon feine Sßornamen sagen. SaS
ist eS eben! 2lm Saufbeden eines Sna^
■auil |Clll -ütlltl |UI) |II Tviim orfipnb'"
foncerbar mitleibig an. Ser Siener ;' 9
ist ber Sob.
„Iftit feinen meiteren Streichen mill
i'f; Sid) eerfebonen!" -schloß er. „DCRan | ben, ber biefleid)t als SOJann bereinft
sonnte ba Söänbe et3ählen. Sa hslt "
je^t mieber mit einer sogenannten
russischen ©räfin... nun... lassen
mir'S..."
Sr sah i|re Sraurigfeit. Sr merl»
te, bafj ihre ©ebanfen längst nicht
mehr bei bent gleichgültigen, in ber
3?ad)t braufjen berfdjmunbenen S3et»
ter maren. Sine 3?eue m.urbe in ihm
mad). Sr hntte sie irgenbmie gefränft.
Ohne SDStffen. SS mar so fd)mer, sich
in beutfdEieS Smpfinben hit'einjuber»
fetten. SS gab ba immer neue Sfflinfel I ut}i:)
unb IRötfel. 3" SBeihnaihten offenbar m'r
befonberS. Silber 'er mollte eS gut ma»
d)en. Sr überlegte, mie. Sann hslMe
er eine g!üdlid)e Eingebung. Sr ging
behutsam, auf ben 3fufjfpi|en, gu
bem Sannenbaum unb entgünöete ben
SReft ber faft h^obgebrannten £i<ht»
ftiimpfchen. SaS gimmer mürbe ge»
heimniSöoH hell. Sffiieber trachten unb
glühten bie fabeln, trar SBeihnadhtS»
hauch in ber fiuft. Sari f^ebberfen
rüdte gmei Sessel guredtit. Sr führte
feine ^rau gu ihnen hin-
„So... ba fe|en mir uns nun!"
sagte er öerbinbltd). „Unb feiern noch
einmal en petit comitd Suern §ei»
melbete „ÜJcabame eft feroie!" Sie
ging stumm am 2Irm beS ©afteS gu j
Sifd). Sie hatte 9JJüI)e, ein Sffieinen
ber 5ü?utlofig?eit gu unterbrüden. Sie
hatte fid) biefen 2lbenb so anberS ge»
back . sie banste ihrem Schöpfer,
bafj* ,.e nicht Piel 31t reben brauchte, i
Ser Söetter Sllphonfe besorgte baS f"
faft allein, in einer leichten, meltmän»
nifdien SJlrt. Sr ergählte öon IRonte j
Sarlo, too er jetjt, mie gemöhnlich, ge» '
mefen, bon Slegppten, mo|in er in
nächster 3"* flüchten mollte — gang ! _
amüsant — Seutfd) unb ^rangöftfeh ; *'
burdjeinanber, mie e§ ihm gerabe ein» :
fiel. 3m Seutfdjen fehlte i|m gumei» J
lett ein SISort. Sr h^tte überhaupt
nicht» SeutfcheS an fid). Sluch nichts '
eigentlich SffielfdjeS. Sr sah unbe» 1
stimmt ejotifd) aus — eine üfiifdjttng
üon 9J8rb= unb Süblänber, bie über» i
all hintäten sonnte. Sr befaft un» !
gmeifelhaft mehr allgemeine SBilbung !
als bie anbetn {JebberfenS, hatte mehr
gesehen unb erlebt. Sin eigentümliches j
gutmütig=ironifd)eS 2äc|eln fdjmanb
•faurn oon feinem ©efid^t. Sr bünfte
sich offenbar ben btei Sörübern über»
legen, mie bie Sroljne ben SlrbeitS»!
btenen. ... I
Sr erfannte an ihren ffudjt gemor»
benen Säugen, baft er beinahe blinb»
lingS, burd) einen glüdlichen 3"fnß-
ba§ SRedtte getroffen hatte. Sie brudte
ihm bie §anb. Sie schaute ihn bans»
bar mit einem fd)macf)en Sächeln an.
„©rabe heute» ßl)slr*el) • • • '<$ f1131
gegen Seutfi^Ianb unb feine Onfel
unb Settern fämpfen mürbe, möchte
ich, ein alter preußischer ©eneral,
auch stehen! SaS mirft Su mir
oon früher h«» als Su noch ein Ser»
liner Solbatenfinb marft unb eine
preußische SeutnantSfrau merben
mollteft, mo|l nachempfinben!
Süber feitbem — barauf fommt eS
immer mieber hinaus — haben fid)
Seine Sffiege Pon ben unfern getrennt.
Unb somit aud) bie Seines SinbeS
Seiner fünftigen Sinber. Set
nicht böse, meine gute ©rete:
3d) sag' eS Sir offen, mie mir'S um'S
•§erg ist. 3ch bring' eS nicht über'S
§erg, babei gu fein. SaS Uferlofe,
Unbestimmte bei Sui^ geht mir so mi=
ber bie Matur. 5^ sann nicht, liebes
Sinb. f«nn nicht. 3$) bin alt
unb franf. SS mürbe mid) gu feljr
aufregen! Sei mir nicht böse! SUlama
schreibt Sir noc| . ejtra! Sich liebt
mie immer unb segnet Sich unb
münfdji Sir unb betn Keinen SI)ar»
IeS»3man unb Seinem lieben Sfttann
alles ©ute
Sein treuer Sater."
3um gmeitenmal sprossen in SßariS
| bie Saftanienbäume in biefen milben
| ersten Septembertagen. Sie trugen
| rosa Slüten gmifd)en fommermübem
! Caub am selben 2lft. Sag für Sag
' überstrahlte bie Sonne Pom gleichen
j blauen .ftimmel bie lachenbe Stabt.
j Sin fanfter SIßinb scheuchte bie
j Schmüle« Sr brachte einen £aud) pon
! Statten unb Sül)theit beS Soulogner
S103albeS mit fid), mie er bie Sorhange
1 an ben offenftehenben Fenstern beS
SalaiS ^ebberfen blähte unb mit bem
' Sörief spielte, ben SCRargarete fchmerg»
! lieh in ber §anb hielt. Sie las bie
gitterigen Seüen beS SaterS gum brit»
j tenmal. Sie merfte aus ber unsicheren
! Schrift, mie alt er im legten 3af)re
! gemorben. Sie munberte sich nicht über
j bas, maS er schrieb. Sie hatte eS ei»
I gentlich ermattet. Unb bod) tat e§ i|r
l bitter me|. Stfucf) baß SKatna nicht
so traurig... eS lag mir so öiel an
ben paar ^tunben mit Sir..."
Sr mollte eS nachholen. Sr forfcb»
te eifrig:
„§aft Su irgenbeinen SESunfd),
aifp? SoH ic| ®if eimaS saufen?
Sprich!"
Sie schüttelte ben Kopf. Sr riet:
„Sft eS bielleid)t fcaS neue §auS,
bas mir uns braußen bauen mollen?
Nächstes Saljr, menn bie Sffieigenernte
MÄS'ÄfSÄ i "Ä r sk,'5 fT
ist ist hf.et mt, Kaum für unä i ^Vfet Je
ie sprach gang leise:
„SSir merben beibe balb nicht mel)r
allein fein, ShatlU)! SaS ist'S maS
ich heute sagen trollte...''
Sr sah sie an. Sann begriff et.
Sr beugie sich gu ihr unb süßte fte.
G3S mar still im 3'mmer- ?iur bie
S£ßeihnad)iSfergen fnifterten...
! neu S33iHen. Sie ging in allen Sin»
gen beS SebenS blinblingS mit bettt
Sater burch bid unb bünn.
Unb bie ©efdjmifter? ©ertrub, bie
1 gmeite, hatte geairtmortet, ein Qtbfte»
i eher nad) SßariS' — baS märe freilich
, himmlisch. Slber so als «föenftröfcef
taguflehen unter ben mahnftnntgen
Soiletten ber bortigen iöJillionärin»
nen, bagu ihr fümmetlid)eS SenftonS»
frangöftfef)... Sbenfomenig sonnte
Sofie, bie jüngste, eben erst Ser»
mählte, oon ihrem Assessor meg.
5tbalbert unb bie anberen Sörüber be»
famen als Offigiere auch ferner Ur»
laub nach ^8ariS. SS foftete aud| gu
Oiel für bie paar Sage... furg...
; sie fehlten sämtlich! SOtargnrete bachte
! baran, mie sie einst im Uebermut als
Sraut alle ihre ^reunbinnen gu fid)
in bie sparifer £»errlid)feit eingelaben
hatte. Seine oon ihnen mar je gefom»
men, bet Sriefmechfel mit ihnen jetjt,
mo sie ^ im britten 3>af)r oerheiratet
mar, längst eingeschlafen, bie Segie»
hungen gelöst, ©ie empfanb heute
beui'i S)er als je, maS sie nur noch
mar, immer bleiben mürbe: ein SJln»
hang beS §aufeS gebberfen. Unb ba»
gu ein unerbetener. SaS ließ man sie
nur nicht fühlen, mei! ihr Kann sie
schürte. Sie fühlte, sie mürbe mübe
an biefen Seilten. Sie maren ftärler
als sie. Sie hätten eS aud) gar nicht
begriffen, baß sie bie gange ©efd)ich»
te anberS als rein geschäftlich auf faß»
te. 5J?an gappelte nutt einmal als
Schmetterling auf ber golbenen 9Ja=
bei. So ober so...
3Jun mar ber Sag ber Saufe. Sie
protestantischen Sempel ber Seine»
ftabt boten nicht genug Üiautn 3ur
Srunfeutfaltung. So mürbe baS $esi
im ^ßalaiä Jebberfen gefeiert. Srau»
ßen ftanben bie SHutoS in langen SRei»
hen, brängten fid) bie ©affer. ^nnen
blühte unb buftete eS mie in einem
©emäd)Sf)auS. Softbare ©aben für
ben fleinen fiittfiigett Millionär lagen
beimischen, oottt golbenen ßöffeld)en
bis 3um Sdied auf bie Sans öon
Snglanb. 3lud) Margaretens SJlngehö»
rige h'^ien ©efamtgefchenfe gefanbt,
einen mädjtigen, filberoergolbeten
tenbecher, auf bem baS Sfflappen ber
Seuffern, bie Saube mit bent Del»
gtreig, prangte. SS nahm fid) fe|r
gut auS. Sßapa mar immer anftänbig
in solchen Sittgen. 3U onftänbig. Sr
gab lieber über feine DJJittel. Sfud)
Sriefe maren Don baheim gefommen,
oon ber TOutter, ben ©efchmiftern.
Ser alte .ftetr h^tte nicht selbst ge
schrieben. Sr hatte fid), mie et melbe»
te, beim SJluSgleiten auf ber Sreppe
bie §anb oerftaud)t unb biftierte fei»
nem Sohn Wbalbert. SS maren nur
menige 3etlett ooll Siebe unb ©üte.
Sie mad)ten Margarete baS §erg
fchmer. Sie faß blaß unb fd)meigenb
mährenb bet Saufe in ihrem Sessel.
Scr schwere Suft ber Söluntett, ber
SßarfiimS, ber Sergen betäubte sie
halb. Sie hörte mie oon meitern bie
Stimme beS @eiftlid)en. Sie hsltte
immer ben bttmpfen ©ebanfen, baS
ginge Aier jejjt aud) alles ohne mid).
habe meine Schulbigfeit getan,
äfcr Heine ^ebberfen ist ba. St ist
nun schon ad|t SE3od)en alt. Sie ^ir»
ma h«t i^en Srben. Kun gehört er
schon biefen ©roßfaufleuten unb il)»
ren grauen, nidtjt mir, bem Sinbrittg»
ling. Sie fühlte einen §aß gegen biefe
Seute. Silber fte mar gu mübe, i|n San»
ge feftguhalten. SS mar Sraurigfeit
in ihr. Sin SlbfeitSfein. Sin frieren.
Sin gleichgültiges 51lleS»mit»fich»ge»
fd)el)cn»Iaffen.
Sann entftanb mitten in ber feier-
lichen §anblung ein leises Sichern
unter ben jungen SOtäbdjett, SaS mar,
mäl)renb SJIlph'onfe ^ebberfen bor ben
SÜItar trat, ber -übel beleumunbete
Junggeselle, auf beffen Srbfdjaft
ßharlet) bereinft für feinen Sol;n
hoffte. Saher beffen SDßahl als spate.
Sari ^ebberfen hatte ba3 feinergeit
feiner ^rau erflärt unb sie babei
triumphierenb aus feinen fühlen blau»
en Sontoraugen angeblidt, unb sie
hatte sich beinahe geschämt, baß sie
immer nod) so naib mar unb Oergaß,
morauf alles im Sehen anfam...
Qelb.... ©elb.... immer ©elb...
Sillphonfe gog fid) im übrigen sehr
gut auS ber Süffäre. 2Jlit unerfd)ütter»
licher fflürbe hielt er baS Spi|enfif»
fen. Sr mar, im sprofU gesehen, mit
feinen fcharf geschnittenen länglichen
3ügen, bem spieen SoHbart, ber
fchlanfen, h°^en ©eftalt in feiner Slrt
ein fcfiöner SJRann. Unb seltsam: so
lange er ben Säufling auf bem ütrm
hatte, mar ber mäuSd)enftill unb schrie
erst mieber, als tl)n SKabame 37Jabge
^ebberfen, bie le^te ber Sslten, an sich
nahm.
SEßährenb ber JJefttafel, bie barauf
folgte, oerftärfte sich Margaretens
Sraurigfeit. Sie blidte bie SReihen
hinauf unb hinunter. Sin Schauer
bobenlofer Sinfatr.feit überlief sie.
5RirgenbS ein bertrauteS @efid)i. Sin
SRenfd), bem sie aus ber ^erne hätte
guniden sönnen unb ber sie ohne
SÜßorte, mit einem Säbeln, oerftanb.
!ttid)ts, baS aus bem, maS sie mar,
moher sie fam, aus SinbheitStagen
unb 9Räbd)enjal)ren gu ihr sprach.
SffiaS hätte sie barum gegeben, unter
allen biefen fremben irgenbmo spsl5
paS freunblicheS, gefurcf)te§ Slntlit?,
bie stillen, immer noch fd)önen 3%e
ihrer 3J?utter gu sehen, einen Sölid
ber Siebe gu erhäschen, ein menig
Sffiärme im .fjergett gu spüren. Sie
märe am liebsten aufgeftanben unb
auS biefem ©elächter unb Stimmen»
gemirr meggegangeic. Sie hatte ein
milbes §eimmeh nad) be;t ÜRenfchen
baheim, bie mie sie bad)ten unb fühl»
ten unb sprachen. Slber unt sie Hang
fein beittfcfier Saut. Sie hörte, mie
eben jejjt ihr 2Rann feinem Sruber
Safcha gebämpft etmaS auf russisch
über ben Sifd) sagte, mit einem Slid
auf sie. Sr sprach bon ihr. Sie fuhr
auf. Sie sonnte biefe 5Ängemof)nheit
nicht leiben, sich in ihrer ©egenmart,
mie e§ bie jjebberfenS häufig taten,
in ber Sprache beS SanbeS gu unter»
halten, beffen Untertanin fte mar, unb
oon ber fte bod) feine Silbe oerftanb.
„2ßaS haft Su benn ba mieber für
©eheimnijfe?" fragte fte gereigt, unb
Sari ^febberfen antmortete, absichtlich
leichthin:
„Jcf) er3äl)t' eS Sir nachher!"
Sr sah auch gerftreut unb etmaS
angegriffen aus. Sie munberte sich
barüber. Siefe auserlesene Safel hier
mar fein eigenstes SDßerf. St f)sltte fid)
feine DWühe uttb Soften oerbrießen
lassen uttb aus allen Sden SuropaS
Secferbiffen berfd)riebett, um ber ^a»
milie gu imponieren. Slber nun faß
er mortfarg ba. Sr aß menig. Sr
mußte mol)l geschäftliche Sorgen h*i»
ben. SRargarete buchte nicht meiter
barüber nach. Sie mar froh, baß man
sie selbst in SRuhe ließ. Watt beachtete
sie nicht. ÜRan lachte unb lärmte um
sie herum ... über sie hinmeg ...
Sann tlopfte jemanb an baS ©laS.
SKonfieut ©uftaüe Seinhauer, ber
große Kühlhäuser unb sparifer
triot, ber selbst eine ^ebberfett, 311»
phonfeS ältere Sd)mefter, gur fjrau
hatte, erhob sich 3ur fjeftrebe auf bett
Säufling. Ser hifeifle steine §err,
mit 3mider unb fchneemeißem §enri»
quatre, bie rote ^Rosette ber Sl)renle=
gion in ber ^raeffläppe,- fing heiter
an. Sr molle bon betn 3ir>eibunb fpre»
d)en. Sem ersten 3®eibunb auf Sr»
ben. Slbam unb Sba. Kann u. ftrau.
Siefer Sunb ist heilig. Surd) ihn be»
steht bie ÜBelt. Sin preisen mir auch
heute unb bansen ©ott.
Sin paar Samen lächelten gerührt.
Sinige Herren mad)ten unbehaglich
gespannte ©efid)ter. Sie fannten ben
Sllten unb feine fife Sbee. Sie al)tt»
ten schon ben Uebergang.
©uftabe Seinhauer berftärfte feine
Stimme. Sr schlug neroös mit betn
SUieffer, baS er noch in ber Stechten
hielt, gegen bie Sifd)fante. Sr lä»
ekelte immer noch, aber mit funfeln»
ben Slugen: „Meben biefem 3meibunb
ber Sl)e, meine Samen unb Herren,
üerförpert ber Snabe, ben mir eben
auS ber Saufe hoben, noc| eine anbe»
re SlHiang. Sr ist als SRuffe in $ranf»
reich geboren. SaS ist mie ein Sinn»
bilb. Jn ihm einen fid) bie mistigen
unb heüigert tJreunbfchaftSbegiehun»
gen, bie bie beiben großen Staaten
feit ben Sagen bon Sronftabt..."
„SaS be politique!" schrie bott un-
ten her flehentlich eine Same. Slud)
ber Hausherr schaute mit marnenbent
Sopffchiitteln gu bem SRebtter hinüber.
Sod) ber ließ fid) nicht beirren. Sine
Sffielle patriotischen 3°rneS färbte fei»
ne gefurchten SJBangen. Sr hob bie
§anb, um fid) SRuhe 3U oerfd)affen,
unb gupfte fid) bie meiße Sramatte
guredjt.
„Unb, meine Samen unb' Herren
ich gehe nod) meiter! 3'd) — unb nicht
ich allein, fonbern mir alle — I)aben
etmaS baoon läuten hören, baß unser
lieber Sljarlet) ^ebberfen bamit um=
geht, baS frangöfifdje Sürgerred)t füt
sich unb bamit auch füt feine Mach»
fommett 31t ertrerben. Moch mehr;
Mach !Rad)rid)ten, bie aus betn Kitti»
fterium bringen, ist bie Sache schon
so gut mie spruchreif. $d) glaube, mir
sönnen heute schon Sharlep, ben Sa»
ter, ben Sohn, als Siirger ber gro»
ßen frangöfifd)en SRepublif begrüßen!"
Sari ^ebberfen mar aufgeftanben,
baS ©las in ber .ftattb. Sr mollte
banfenb mit bem SRebner anstoßen.
Ser minfte ab. Sr fdjrie je^t faft.
$ür i|n fam nun erst bie §auptfa»
d)e. Ser Fanatismus be» Slfäffer
Optanten ging mit ihm burch:
,,$ranfreic() sann Könner brau»
djen, meine Samen unb Herren!
Sraud)en für bie große Stunbe, mo
feine 3>u9enb 31t ben SEßaffett strömt
unb bie geraubten sprobingett mieber
an sich reißt. Jcf) neige mid) im ©eist
bor biefer Stunbe! 3^h grüße ^ranf»
reic^S SJlbler!... $d) grüße ben, ben
sie bereinft beschatten merben, SI)ar»
leS»3man, unseren fleinen spairiofen!
Sr lebe hoch!"
Sari ^ebberfen hl1tte beunruhigt gu
feiner $rau hinübergefehen, bie mäh»
I renb ber legten Säfce mit gufamnten»
gepreßten Sippen bor sich h'nftarrte.
ST.un h°b sie jäh baS bunfle §aupt
unb fragte, mitten in baS ©läset»
; flingen hinein laut auf beutfcf) unb
gan3 mit norbbeutfd)er Derbheit unb
Siihle, bie sie sonst längst nicht mehr
an fid) hsltte:
„Sagen Sie mal: baß ich 'ne
Seutfche bin — baS haben Sie mol)t
gang bergeffen?"
Konfieur Seinhauer mar so oer»
bliifft, baß er plötjlid) auch sehr gut
auf beutfcf) antmorten sonnte:
„Sie maren e§, Kabame... Sie
sinb eS nid)t mehr!"
„fühlen Sie fid) nicht als ft-ran» |
gofe?"
„©ang unb gar!"
„Unb sinb eS geblieben, obmo!)I •
3hre §eimat beutfcf) mürbe?"
„Sa getabe!"
„5Run gut! SKSarum mevfen Sie
bann mir bett umgefeljrten {j'1» oor?"
SS mar still an ber gangen langen '
Safel gemorben. Ser alte Sporteftler j
fanb nicht gleich eine Slntmort. Snb»
lieh meinte er:
„Sie haben ur.3 biefe ©efiihle bis» j
her nod) nie gegeigt, Kabame!"
Kabame fjebberfen richtete sich !
auf.
„.... meil man meine ©efühle ,
noch nie so plump unb taftlos Perfekt j
hat! SaS mar 3|nen borßeljolten,
§<rr Seirthauer!"
„Slber, Kabame..."
„3<h münfehe bie Wichtbeadjtung
nicht, bie barin liegt! 3d) bin feine
quantite negligeable..."
„Kargot..Sari ^ebberfen flü*
fterte ihr entfett über ben Sifd) gu:
„Sei boch still!"
„Unb ich herbitte mir, baß Sie
hier an meiner eigenen Safel ben
SRachefrieg gegen mein Saterlanb pre*
bigen! 3<h bin bie Sodjter eines preu»
ßifdien ©eneralS!"
spiöfelich marf sie baS ,§aupt in ben
Maden. Sie lachte. SS leuchtete frie»
gtrifd), ooll Seuffernfchen ©eifteS,,
auS ihren großen bunflen Slugen.
„Slber berfud)en Sie eS boch! Kar«
fdjieren Sie boch cn ben SRljein!...
SIBir sinb bereit!... Sie fommen
balb mit blutigen Söpfen gurüd! Sfflir
j hauen Sud) alle! Samt ben SRuffen!
[ Sffiir haben Uebuttg barin! Sffiir hauen
! bie gange SJBelt!"
j „Kargot!" fdEjrie ihr Kann mü»
tenb. Sin Seil ber ©äste mar aufge»
fprungen. Slnbere, bie nicht Seusfdj
sonnten unb ben ©runb beS SlufruhrS
nicht begriffen, schauten fragenb um
fid). ^flammen beS §affeS loberten
I auf, spiegelten fid) in ben bergerrten.
3ügett, flammen eines mütenben,
tieffinnerlichen §affeS gegen alles,
maS beutfdf) mar, Seutfd) sprach,
Seutfchem lebte. SängS ber Sffianfc
ftanben bie Safaien mit unbemegtent-
©efidjtem. Sllphonfo fJebberfenS mei»
eher, heller Sariion burd)brang baS
Stimmengemirr. Sr sprach §rangö»
fifch, mit bem berföl)nlid)en Sächeln
beS SffieltmanneS:
„KeSbameS — KeffieurS... mir
sinb aUgumal Sünber... ich flang be»
fonberS... Sie brauchen nicht noch
so guftimmenb gu ttiden, ßouftne
Kaioge... ich toeiß eS selber am be=»
ften... Unb ba mir Süttber fittb,
haben mir eine große Unterlassung.?«
fiinbe gut gu machen... Sarbon,
Schmager ©uftabe... Su hattest ba§
üßort... jetjt rebe id)... also: mein
lieber Sl)ar(et) — mein lieber Sa»
fd)a: Sure guten SItetn fittb nicht
mehr. Sffiir haben sie schon bor 3>ah=
ren in Jefaterinoflam gut Muhe ge»
tragen. Sie sönnen sich nicht mehr ctt
ihrem Snfeld)en freuen. Slber ©roß»
eitern hat bet Junge boch. Sie Slferit
feiner lieben Kutter. Sie sinb nicht
hier. Sie leben — halte bocf) einer
©uftabe feft, mährenb ich baS Sffiott
cuSfpred)e! — Sie leben in Serli.il
... Slber sie fittb gemiß jefet im ©eiste
hier bei unS, unb so mollen mir mit
allem fdjulbigen Mefpeft auch ihrer
gebenfen!" Sr erhob feine Stitrtme.
„Seine Sygelleng, ber ©eneral bon
Seuffern unb Kabame bon Seuffern
— sie leben fjodj!"
Sr lachte babei unb stieß gleich mit'
bem Mäd)ften an. SaS maren ctCeS
höfliche Seute, froh, einlenfeit gu fön«
nett. Sie ©iäfer ffangen. Ser Sann
mar gebrochen. Mur ©uftaoe Sein*
lauer ftanb berhiffen gut Seite. St
tranf nicht auf bie ©efunbl)eit eines
♦:eußen — er nicht! Slber man ach«
tete nicht mehr auf ihn. Kan hotte
Sfficlt. Kan mußte nichts mehr Don
bem 3mtfchettfall, unb Sari ^ebber«
fen flüfterte, fonberbat blaß unb er«
regt, feinet Frau gu:
„©ott fei Sans! Sslphonfe |at bie
Situation gerettet!"
Sie mar bem bimsten, fpi^bärit=
gen Setter mirflid) banfbar unte
freunblid) gesinnt, mährenb ihre
Sf)ampagnerfc|ale bie feine berührte.
Sie hatte i|n feit jenern Sffieil)nacf)tS»
abenb nicht mehr gesehen. Sr tauchte
| immer nut in ©etbnöten mie ein Sfo»
met am ^ebberfenfehen ^amilienhim»
mei auf unb Derfd)manb mieber in ber
Midjtung nach Konie Sarlo. St |at»
te mieber feilte meic|en, tronifdjtn
Slugen. St blingelte i|r über bc§
©las hin üerftänbnisooll gu, als ist
er allein hier im Saal mit i|rem Ur»
fprung, t|ten sieben, i|rem §et;n
oertraut. Sr |atte so nett oon ben
SItern gesprochen. Sie mar gang ge»
rührt unb tonnte sich bod) spapa unb
Sllphonfe Jebberfeu beim besten Sffitl«
len ' nid)t- nebeneinattber benfen. Sie
mußte, maS ber alte $err nach gan$
furger 3eit in feiner stillen, ntilben
Slrt mit feinem SieblingSmort DJtt
ihm gesagt hätte: „Sinb... ein Sie«
berjanSfi... laß' i|n laufen..."
Kan hatte sich mieber gefeijt. Sie
Scufregung hatte sich allmählich gelegt.
Kan speiste meiter. Mur ©uftabe
SeinhauerS Stuhl blieb leer. Ser
protestier mar mütenb oerfc|munben.
Sluf Kacgarete lastete mä|renb beä
MefteS ber Safel ein seltsames, brüf*
fenbeS ©efü|l, eine Söerbüfterung ...
als |abe sie etmaS 3u bereuen — all
fei sie etmaS fd)ulbig geblieben. Sie
hatte bod) niemanben oerraten. Slm
menigften bie SItern. Sonberbar:
Sigenilid) |atte ber alte Seutfd)en«
lasset oor|in genau Dasselbe gesagt
mie ber preußische ©eneral: Sffienn
gum Stieg fam, marfdjierte bet fleu
ne S|arIeS»Jman mit gegen bie Der«
haßten spicMhauben, fei eä als Otujfe
oon Dften, fei eS als SSelfdjer Don
SDBeften! Uttb jä|lingS burd)gudte fte
ein Sd)red'en: Sffieißt Su, men Stt
Derraten |aft?... Sein Sinb!
. Snblicf) mar eS oorüber. Sie ©äste
gingen. SaS leiste Slutomobil mürbe
braußen angefurbelt unb schoß fnat»
trritb in bie beginnenbe Sämmerunj
|inauS. Sie beiben ©atten ftanben
einanber gegenüber, er blaß unb ge«
brüdt, sie nachträglich mieber erregt
Sie trat auf i|n gu.
(ftortfefcung folgt.) . J
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Hering, Ed. Seguiner Zeitung. (Seguin, Tex.), Vol. 27, No. 29, Ed. 1 Thursday, March 7, 1918, newspaper, March 7, 1918; Seguin, Texas. (https://texashistory.unt.edu/ark:/67531/metapth487234/m1/7/: accessed July 17, 2024), University of North Texas Libraries, The Portal to Texas History, https://texashistory.unt.edu; crediting Abilene Library Consortium.