Seguin Zeitung. (Seguin, Tex.), Vol. 11, No. 44, Ed. 1 Thursday, June 5, 1902 Page: 6 of 8
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jpao geflammt im llochfutter.
ein intereFanter <5rbfd^aft§pro3efe,
ber längere 3eit gang Gnglanb in Gr*
tegung'Derfejjte, Ijat jüngst feinen 2Ifc*
fdfjlufe gefunben. 3m Januar Borigen
3ahre§ f.arb ber unter tem Namen
„2Jlinicnär»Ginf:ebler Don fyife" be»
fannte (Sutiterr ßecrg 2iof;n;lcn bcn
fiotfri«! im £!t:r ton £0 3c:,-?n. Gr
ircr ter ß:i;ie eincS ©efdiledir... treffen
Angehörige iur.h isvc Slfcscr.'. 'r.'i'htei»
ten ton f'ö reb:n matter;, thust
Scfr.s'rn feine ' ".im*
rcnr.c; nici'.:. 0:1: n *-• ' 5st^°
rtn i.::g er seht Gcflö. n.i. eine; ü.aite
bete.:Ue er nie afrncfj:::. (Seine ®ie«
nerfefjaft, Ue in Iiijter 3:it irr feinem
Scbe nur au» gwei älteren Gs;e'paaren
bestaub, besam iljn fält nie gu fef;cn, ba
er feine »JQefeljse unb Slnorbnungen
fd^rifilidj gu ertheilen pflegte, ©infam,
Wie er gelebt, starb ber fonberbare
SJlifanthrop. Sud) in feinen letzten
Slugenbliden fühlte er nicht baS Se»
bürfniß, ein menjd)lid;eS Süefen um sich
ju haben. Sa fid) fein Testament Dor»
fanb, würbe ber eiugige nod) lebente
SerWanbte 3rhnftenS, fein Sleffe ßeui»
nant Gricf)ton, Uniberfalerbe beS au?
$4,250,000 in Saar unb wertvollen
©ütern befiefjenben SermögenS.
Cridjion erhielt Dom ©eridjt bie Gr»
laubniß, auf einer ber gal)lreid)en S3e=
fiijungen 31t wohnen unb beren Gin«
liinfte für firf) 311 terwenben, währenb
ihm bie freie Serfügung über bie 83aar»
gelber bis gur Grlebigung ber nöthigen
Formalitäten Borentbalten werben
fönte. Kaum ^atte fich'S ber über»
glüdlid)e ßeutnant auf einem £)ütfcfien
ßanbsit? bequem gemalt, alS ihn wie
ein S!i£ auS he'terem §tmmel bie
Nachridjt traf, eS fei ein üeftament
feines OntelS gefunben morben unb
3War—im $utter eines alten $rauen»
rodS. Siefer hätte einer ehemaligen
Wienerin ^ofinftong gehört, unb eine
Nichte berfelben hätte beim 3crtrcnr,c*i
beS KleibungsftiideS baS werthDofle
Sofument gefunben. Saut bemfclben
sollten einige SQoljltbätigfeitSanftalten
unb ein SIrgt in ßathriSf mit beirädjt»
lidjen ßegaten betad)t werben, währenb
ber ansehnliche SReft für eben biefe Sie»
nerin bestimmt war. Sa biefe ingWi»
feben ebenfalls gestorben war, wäre baS
Grbe an bie Hinter ihrer (Schwester,
Worunter auch tue fd)on erwähnte
Richte, übergegangen. Som liessen
war in tiefem legten SBillen überhaupt
nicht bie Stehe.
Natürlich feilte ber aus aßen Fim-
meln gestürmte Leutnant alle §ebel in
Bewegung, um beweisen gu sönnen, baß
baS auf so fonberbc v "3'eife 311m Sor»
schein gefommenc _ ... ;:ent eine f?äl=>
fdjung fei, um so mehr, als 3c')nstonS
Unterschrift auf biefem mit feiner fon»
ftigen nur Wenig Slehnlidjfeit geigte.
Sod) befdiworen bie gwei mituntergeid)»
neten ßeugen ihre Gdjtheit, unb für ben
nun tieftrauernben Wessen schien OTeS
öerloren. Sa fam als rettenber Gn=
gel ein fdjottifcher ^papierfabrifant, ber
bie gan3e 2eftament§gefd)ichte al§
©chwinbel aufbedte. Ser letzte SBiße
War nämlich 00m 18. Sesember 1869
batirt, aber auf einem Rapier nieberge=
schrieben, baS biefer fjabrifant erst feit
gWei fohlen nach einem öon ihm selbst
erfunbenen Serfaljren herstellte. Sa
ber SeuP.e bie Sffiaftrheit feiner 5lu§=
sagen leicht beWeifen sonnte, so würben
bie entlaroten Setrüger ber ftrafenben ,
©erechtigfeit überantinortet, unb £eut=
nant Gridjton ist nunmehr enbgiltig'
glüdlicher SOxiCfionär.
fiao lUcscit brr Jrnintisdjaft.
Sie TOarguife bu Seffant (1701 Bis
1784) war eine ebenso geistvolle Wie ,
schöne grau. 9J2it fünfzig ^ahren er=
bljnbete sie, unb bie baburdi erjeugte
SBitterfeit entfrembete ihr alle greun'be,:
bie ihr bis bahin treu geblieben Waren.
9Jur bann unb wann öffnete sie noch!
ihre SalonS ben Schöngeistern t?on !ßa» |
riS. Cefterä befud)te sie ihr alter!
IJreunb ^ont be Seijle. ©0 faf;en sie j
einst bei einanber unb hingen ihren irü='
ben ©ebanlen nach, als bie SWarquife
enblid) bas Schweigen brach. „2Bafjr= j
haftig," sagte sie, „ich mufj gestehen, ich
habe noch mit Wiemanbem so lange
fjreunbfdjaft gehalten, wie mit Shnen."
„Sie haben recht, ffljarquife."
„2öie lange besteht sie wohl?"
„9hm, so gegen fünfzig ^ah«."
„SaS ist erstaunlich! Unb nie haben !
Wir unS Währenb biefer langen 3eit ge. 1
3anft, finb nie in Unfrieben auSeinan»
ber gegangen."
„UJie, Marquise."
»3<$ begreife baS nid)t. 5333oher mag
ba§ Wohl fommen?"
,,3d) weife eS nicht, ÜJJarquife."
,/Jfun, ich benfe, baS fommt baher,
Weil unsere ^leunbfdjaft nie weit her
gewesen ist."
itfr ftettitr*.
„®Te fiel £Brrthfd)aftSgeIb gibt
3bncn benn 3'f r Wannso Diel,
wie id) b"^en will!"—„Kommen Sie
benn fcamit auS?"
(^röanlifr.spliltrr.
3Jfirfit|iiim unb SRfiaj.tljuit ist oft nicht ju
nntftfd)eiöen.
$ummljfit hat «ins? tior bft 35?fisbfit »or<
cu«, i^r finö tfittf iSifiijfii (ifiogen.
am t)»r5ltd)fteit retdu man fiel) bis ^äitbt,
Weitn stf U<r sittb.
®ie3ronie ist baS gonutagjrieib berOrob«
Vtt.
Tat 85?® ber ^äbago(jif ^ütf bitfi
»w b<m ©li^ftaben l
Ufbtr bis ©cl|>fä(t)fTi (fintr 3iätm»nf(!)fn
lsmmtrt btr—btr ftr nidjt anfjimii|><n wr>
«lt.
. ,3.- *• •"
©altoitflunfl fcr<< ®rMürjne(fcnl)an<
bei«.
Seit ben ältesten 3eiten Waren bie
©ewürsnellen aus bem unbefannieu
Osten in'i! !D2orgen= unb Slbenblar.b ge=
brungen, aßer 9Jiemanb hätte an3u=
geben gemußt, wo fte wuchsen unb ton
wo sie in b?n SJelthanbel famen. Sie |
- XbictfreunbfAaftcn.
9Iid|t feiten finb im ShierWen
jyäH«, in welchen sich oerfchiebene 3a«
milien einer ütrt, ja sogar ganj w-
fdjiebcnen Hrten gugef-örige 2hiere 3u*
fammengefellen, so bafe man »on
freunbfchaftlidien öejiehungen folier
Shiere sprechen sann. SiefeS 3ufccm=
gelangten in'S Ssl-enbsaitb, einerfei!; ! tnenfein wirb natürlich um so ßeftemb«
burd) beit ^erfifd;cn ^eerßr.fm
SauriS, Snlfanid) ur'
an'cererfei :■ br.rd; t.v;
?sbin l's{«v_r.:
uian.i
..s 1
[i'.t V'icbi'.fte
"i, t ic kirater, bte fte
ren -JiCilv.::: .
Jasai u.;b der
oon tcn^cr holten, aerw?d)felien bie
Se3ugSquellen mit ten UrfprungSfor-
ten. Grfi ber ijollanber SBarthema er;
reidite im Saljre 104 bie 2JloluHen.
SBahrfdjeinlich erblidte er bie ©emür3=
netten auf ber 3:nfel 2ernate unb einis
gen anberen benachbarten 3nfeln. 2IIS
er feine Beschreibung ber TOoIutten unb
ihrer wertvollen ©ewür3e herauSgege»
ben hatte, waren g.eidh (1512 bis 1520)
bie 33orgugiefen hinter brein.
gür bie 2lnpflan3ung ber ©ewür3'
nelfen bestimmten bie ^»ollänber, bie
ben Portugiesen bie ©ewür3infeln
15G2 wegnahmen, um bie greife auf
öortheilhaftefter §öhe 3U ha'-en- slU§5
fcliliefilid) bie ^nfel Slmboina. ?luf
Slmboina waren 4000 Keifengärten 3U
je 125 Säumen, unb ein Saum gab
gwei Sfltnb Keifen. Sie §oüänber
wucherten mit bem SJJonopol, bis eS,
trotj ber ängftlidjen ffladjfamfeit ber
hotlänbifdjen Regierung, bem fransö«
fifchen ©ouoerneur ber 3"fel Sourbott
in ben 3ahien 17-70 unb 1772 gelang,
junge 9J!uSfatnufj= unb ©ewür3nelfen=
bäume 3U entführen unb sie auf 3sle
be grance unb Soucbon an3UpfIan3en.
Son 3^le be ^lance unb Sourbon oer*
pflan3te man bie ©ewüqbäume 1772
unb 1773 nad) Ga^enne, wo bie ©e=
Wiir3nelfen sehr gut gebiefjen, ber SKuS=
fatnufebaum aber weniger gut fortfam.
3n 1816 waren in Gapenne 12,000
Säume angepflan3t, später 22,000.
Schon in ben50er3fah*en beS 19.3ahr»
hunbertS lieferte aber allein bie 3"fe'
Sourbon jährlich 200,000 5ßfunb ©e=
würjnelfen. 5luch bie Gnglänber haben
bie gweimaügc Groberung ber ©ewür3=
infein in ben 3ahr,;n 1796 unb 1810
lid:r unb «iuffaflcnter erscheinen, je
1 ungleidjartigcr nr.b reifdjie'tener folöc
i Sbierfreut:-' f.t:'o.
Gt;;.ei-n. { Jpunbe unb Rajsen finö in ber Siegel
1 erbitterte, sprichwörtlich geworbene
5eir.be, unb legiere nehmen eilig Steife*
auS, fobal'o sie ersterer anfidjtig werten.
Slber eS fommt boch burd)auS nid^t fel=
ten Bor, bafe §unb unb Sa^e eineS
Kaufes bei all' ihrer üerfchiebenen Eh"5
rafteranlage wirtliche, treue greunb*
fchaft fd;liefjen, getreulich 3ufamntens
halten, selbst bei ben gemeinschaftlichen
2)2ahl3eiten nicht in Streit gerathen
unb einanber in ber ©efaljr nid£)t im
Stiche lassen.
SJloberne Sh'erbreffuren leisten in
biefer Stiftung ganj GrftaitnlidjeS, ge«
wohnen ßöwen, Siger, GiSbären,
fyüchfe unb ©anfe, ßatjen unb DKäufe
3U ftreitlofem gufammenfein. Unb wo
eS nicht rohe ©ewolt, berbeS Sufdilcv
gen, fonbern öerftänbigeS Gingehen auf
bie inbioibueHen Gigenheiten unb fanf«
tere Ueberrebung ist, weldje wilbe
2hiere 3äl)mt, abridjtet, jjufammenge»
wöhnt, währt foldje Seriräglidjfeit Der»
fch'iebenfter Sh'ere nicht nur für bie
Sauer ber SorfteHung, fonbern auch
nad) bem Slbtreten beS SänbigerS.
3n Slfrifa sieht man oft mitten 3ioi=
fdjen ben t>erfc£)iebenen 2ruppS oon
Springböden unb anberen Antilopen
fleine §eerben Bon 3ebraS unb ba unb
bort einige Straufje. Sie 2h'ere leben
unb grasen nebeneinanber, sie finb ein*
anber nicht im Süege unb haben sich
aneinanber gewöhnt. Sie Spring»
böde unb Sigerpferbe scheinen fidj babei
bie befonbere SBai^famfeit ber Strauße
ju Slu^e 3U mad)en. Sowie biefelben
unruhig werben, hoch erhobenen §alfeS
auSlugen unb fid) bann in ©alopp
fe|en, stürmt auch baS eilfüfeige §eer
ber Sierfüfeler hinter ihnen baoon.
3m tropischen Slmerifa treiben fid)
3Wifchen §eerben oon Siinbern, 90laul=
thieren unb Gfeln SruppS fd)lanfer,
ba3u benu^t, Slbleger unb Schößlinge I fd)War3er Sögel, bie sogenannten 9Dia»
Don biefen foftbaren ©emächfen in ihre j benfreffer ober 2lniS herum. Sie fegen
Kolonien 3U berpflanaen. Surd) biefe I sich auf ben Stüden ber Weibenben
Serbreitung ber ©ewürgnelfenbäume
unter sämmtlichen Sropen würbe baS
werthöolle Sölcnopol ber £>oHänber auf
ber 3nfel Slmboina qebroeben.
SBahrenb bie ?l6enblänber so erst spät
bie wahre Scjuqsquette ber ©eWürg*
nelfe fennen lernten unb ein 3ah*iau=
fenb lang aHmälig foloffale Summen,
©elbeS an bie ben Orientalhanbel Der=
mittelnbenSlraber abgegeben hatten, bie
ihrerseits baS foftbare ©emiir3 ben 3n-
bern unb Ghinefen abhanbelten, hatten
sich bie oielgewanbten 9Jiänner bes
himmlischen SleidjeS schon Gnte fceS
^weiten 3ahrhunbertS nad) GTtjrifti ©e=
burt bie Hentnifs feines Ursprungsland
beS Berfdjafft. Sie hörten aus bem Se»
richte DonKung=f)ai,ber auf eine wissen»
fd)aftlid)e3nformationSreife nad)Kam»
bobja gefanbt Worben War, gwifcfjen
230 unb 343 nad) Ghr-, bafe bie, ©e»
wür3nelfen Don ben fünf 3nfeln 9J!a,
baS finb bie SJioluffen, im Osten Bon
2l)ieie unb gern lassen fid) biefe solche
5tufbringlidjfeit gefallen, befreien biefe
Sögel sie ja Don lästigen 3eden unb
quälenben ^liegenlarBen.
3n ähnlicher SÜBeife machen steh ber
Ärofobilwdchter, ein Serwanbter ber
Siegenpfeifer, Srad)fchWalben, Sibiise
bem Krolobile nii^licE). ©ewanbt unb
eilfertig, laut pfeifenb, laufen biefe Sö»
gel über ben Stiiden ber Krofobile ba»
hin, fleißig Slutegel, 3nfeftenlarben
auf ihnen auflefenb, biefelben sogar
3Wifdien ben gähnen ber mit folqer
DleinigungSarbeit gern einDerftanbenen
Sßan^ereqfen heroorfuchenb.
Sied)t fonberbar sieht sich baS gu»
fammenljaufen gwifc£)en anberen Sö»
geln unb S?agetl)ieren, bann 3Wifcf>cn
Sögeln unb Steptilien an. So fud^t
bie §öljleneule ber Prairie bie Sßohn»
häufer ber Srairiehunbe, frieblictjer,
bem SJhirmeltbier uttb 3iefel Derwanb»
ter Slager auf, unb als redjt uner»
3aba ausgeführt würben. Salb waren ! w_iinfd)ter SffiohnungSnehmer gefeüt fid)
benn audh bie Chinesen bie eigentlichen 1 oft auch noch bie Klapperschlange h'nju.
Sermittler beS ©ewü^nelfenhanbelS | . Slber aud) an falschen ^reunben ist
nach bem Skften, unb sie müssen bei ben j in ter ÜhierWelt fein IRangel. _ So
enorm hohen greifen, bie sie Don ben 1 finben in baS 2lmeifenl)auS Slmetfen»
Slrabern erhielten, riefige Profite einge»; freunbe ober DJJprmecophilen aller Slrt
strichen haben. | Gingang. Sa gibt eS große unb fleine
Unter ben Kaisern ber 2angbt)naftie,; Käfer, ©rillen, Spinnen, SJlilben,
620 bis 709 n. Ghr., fd)ifften bie Gbi=; Saufenbfüße, Krebsthiere, bie sich in
nefen bis an bie 3nbuSmünbung unb ; baS Slmeifenheim einfchleidjen unb bei
in ben persischen ©olf, manchmal sogar j ben gastlichen Sfflirthen 3U 2ifd;e bitten
bis jur Guphratmünbung. Später, als
unangenehme Serhältniffe bie Ghinefen
Don ben inbifchen Stapelpläfeen fern»
hielten, famen bie Slraber nach Gfjina.
Ser bebeutenbfte .^anbelSpla^ beS
SleiiheS ber SJlitte war bamalS nicht
Slad) §unberten jählt bie Schaar fol»'
eher oerfchiebenartiger SJliteffer einer
Slmeifenfieblung. ©erabe aber unter
ben beDor3ugteften Slmeifengäften,
beren Srut Don ben SImeifen besser ge=
pflegt wirb, als bie eigene, gibt eS bie
etwa Ganton, fonbern Khanfu, füblidj Falschesten freunbe beS SlmeifenhaufeS,
Dom heutigen Shanghai. bie alle bie ihnen geworbenen ©utth«s
Khanfu war feit bem Slnfange beS | ten bamit belohnen, baß sie bie Slmei».
neunten 3abrl)unbertS ber Sammel» fenbrut aufjehren unb so oft bie gan3e
punft ber westlichen Kauffahrer auS ' Griftenj einer Slmeifenfieblung gefähr=
3aDa, Cftinbien, fersten unb Slrabien. ben. Solche ffliölfe im Schafspelze, bie
Sie Slraber hatten bortfelbft sogar eine! Üch ben Slmeifen burd) sympathischen
fleine Kolonie, ber bie 2oleran3 ber d)i»; ©eruch, süße Slbfonberungen ange»
neftfdjen Kaiser unter einem eigenen j nehm 31t ntad)en wissen, wohl auch in
Kabi 3U leben gestattete unb bie freie! SluSfegen unb f^ühlerfpiel Slmeifen»
Ausübung beS tnithatnebanifdien ©ot» natur Dorgaufeln unb so ungefährbet
tesbienfteS gewährleistete. Sie bürsten ihrer Dernidjtenben 2l)ätigfeit im
ihrem $anbel nicht allein in Khanftt ; Slmeifenhaufe nachgehen sönnen, sin»
nachgehen, fonbern, mit SeglaubigungS» j ben sich Bor 2lHem in ber Käferfamilie
papieren ber chinesischen Sebörben auS» ber Kur3flügler.
gerüstet, aud) Berfuden, ihn im 3nnern ®'n recht lebhaftes Seifpiel intimen
beS SanbeS, wo unb soweit eS ihnen be» [ 3ufammenIebenS ganj_perfdiiebenarti»
liebte, 31t förbern. Sen 0emür3ne!fen= ' Ser 2hiere ist in ben meisten Seeioaffer»
hanbel nad) bem ÜBeften aber monopoli» ; aquarien leid)t 31t beobachten. Sa sieht
firten, loie gesagt,bie Gbinefen, inbem msln bie weid)leibigen Ginfiebler» ober
ftrten, wie gesagt, bie Chinesen, intern
ber, mit oagen Sorfpiegelungen über
baS eigentliche UrfprungSlanb im lln»
tlaren hielten.
3n t^olge eines jahrelang etnbauern»
kn 2luff.'anbeS gcrietben bie Slraber
mehr unb mehr in mißliche Serbält»
Sernhatfbinerfrebfe paffenbe, leere
Schnedenfdjalen auffud)en, in benen
sie ihren unbewegten Hinterleib ber»
gen unb mit biefem entlehnten ^aufe
herumfriedjen; auf ber Schnecfenfdjaie
thront aber eine Slftinie, bie mit ihrem
§auSherrn in schönster Spmbiofe lebt;
niffe. Siefe ließen eS ihnen failicßlidt er theilt mit ihr fein 9JlaI)I, sie schüfet
tathfam erscheinen, ihre fahrten nad) ! ihn mit ihren Sleffelarmen Dor ben Sin»
Gijina einsufteHen. Sie wählten Kf)ala griffen ber ^ifdie unb Sepien. SBirb
auf ber Halbinsel SJlalafla 31t ihrem bem Ginfiebler fein §auS 3U eng, bann
fcauptftapelplafe, woburd) bie chineft» sucht er fid) ein weiteres unb bezieht ba«
sehen Kaufleute genöthigt würben, nun neue fteirn, aber nicht ohne Dorher feine
ihrerseits borthin 3U fegein, wofern
ihnen ber einträgliche £anbel mit ben
Slrabern noch lieb war. Sluf biefe ÜDeife
blieben bie Slraber bauernb in Unfennt»
niß über baS SrobuftionSlanb ber ©e=
toürjnelfen, bis benn bie Sluffinbung
beS Seewegs nach Oftinbien bie Guro*
|»äet auf bie richtige jährte brachte unb
baS JJiononnl fcer Chinesen brach.
tfreunbin mit feinen Scheeren loSju-
lösen unb auf baS neue ©eljäufe ju
übertragen. Oft gesellen steh 3U fol»
d;em 3tuleleben no^ SQSürmer, Heinere
Krebse, SJlufcheln, fleine S^bPen, so
baß ba in unb auf bem manbelnben
ftaufe Üh'ere ganj betfe^iebenfter ^et«
tunft in frieblidjfter öreunbfchaft bei«
fammen leben.
(Sin ftaatdrcditltcbeS llnifum.
Obwohl ftdh bie beutfd)Iänbifd)e unb
belgisch« fresse beS Oefteren mit bem
„Sceutralen ©ebiete SJloreSnet" befc^äf»
tigt, bürste eS nicht aß3u Diel Seute ge»
ben, bie Don ber eigenthümlichen Döl»
ferred)tlicf)cn unb staatsrechtlichenStel^
lung biefeS an ber ©rense 3Wifdjen
Sreußen unb Selgien gelegenen, 852
Slder großen ©ebieteS Kenntniß be»
fitjen. SaS ©ebiet hat bie ©efialt eines
ftumpfwintligen SreiedS, beffen brei (
englische STceilen lange SQeftfeite an |
Selgien stößt, währenb bie eine ÜJleile j
lange fübwestliche unb bie 2.5 ÜJleilen
lange östliche Seite an Sreu^ßen gren» j
3en. Sie ein3ige Ortfchaft bc^ ©ebieteS
heißt Sleutral'SJloreSnet, 3um Unter»
schiebe ber bidjt babei gelegenen Ort»
fchaft Sreußifch»9JloreSnet unb bem
annähernb 3Wei SJleilen entfernten Sei»
gifd)»2JloreSnet.
SleutralsSRoreSnet untersteht ber ge»
meinfamen Serwaltung SreußenS unb
SelgienS, staatsrechtlich aber ist eS ein
Ueberbleibfel beS ersten frangöfifchen
KaifereidheS, inbem bort noch auf bem
©ebiete beS SteuerWeftnS unb ber
SleichSpflege bie in ben 3slh-ren 1795
bis 1814 eingeführten fran3Öfifd)en@e»
fetje im Skfentlidjen ©eltung haben.
Sie Gntftehung biefeS neutralen ©e»
bieteS ist auf bie Serhanblttngen beS
SBiener Kongresses gurüdsuführen. SllS
bort bie europäifdjen SefifeDerhältnijfe1
neu geregelt würben, legte man bie Se» j
ftimmungen über bie preußisch» nieber» j
Iänbifd)e ©rer^e in ben Slrtifeln 25
unb 26 ber Siiener Sd)lußafte Dom 9.
3uni 1815 nieber. Siefe Seftitnmun»
gen wiberfpredEjen einanber jcbod) in ber
Sage eines ©ren3puntteS. GS hanbelte
fid) babei um bie Sheilung beS el)ema»
| ligen fransöfifdjen KantonS Slubel, über
bie sich bte preußischen unb bie nieber»
länbifdjen Kommissäre nicht einigen
sonnten, inbem biefe ben ©ren3punft
etwas östlicher, jene ihn etwas westlicher
legten. Gin am 26. 3uni 1816 3wifd)en
Sreußen unb bem Königreich ber Slie»
berlanbe abgeschlossener ©rengbertrag
erfannte bcn beiben möglichen ©ren3»
linien eine Dortäufige ©eltung 3U unb
bestimmte, baß baS baBon eingefchlof»
fene strittige ©ebiet bis 3ur entgiltigen
Gntfdjeibung ber gemeinfamenSerWal»
tung SreußenS unb ber Slieberlanbe
unterstellt fei, militärisch jebod) Bon
feiner ber beiben SJlädjte befetjt Werben
solle. Sie enbgiltige Gntfd)eibung ist
biSljer noclj nicht erfolgt. Gine Slenbe»
rttng in ben burdj ben ©rensbertrag
geschaffenen Serhältniffen trat nur in»
sofern ein, als in fjolge ber SleBolution
Bon 1838 bie Stechte ber Slieberlante
auf baS Don biefem abgetrennte König»
reich Selgien übergingen.
So bilbet baS „Sleutrale ©ebiet SJlo»
reSnet" heute noch eine Dölferredjtliche
unb staatsrechtliche SJJerfwürbigfeit. GS
ist fein unabhängiges ©emeinwefen,
beffen Neutralität auf Dölferred)tlid)cr
©runblage beruht; bie Neutralität l)ört
Dielmehr auf, Jobalb 3Wifdjen Sreußen
unb Selgien eine enbgiltige Serftänbi»
gttng über bie staatliche 3ugebörigfeit
beS ©ebieteS getroffen ist. SJtit biefer
Serftänbigung erhält baS ©ebiet auch
erst einen eigentlichen SanbeSljerrn,
benn gegenwärtig ist Weber ber König
Don Selgien nod) ber König Don Sreu»
ßen für fid) allein gur StuSübung irgenb
welcher £>oljeitSrechte in bem ©ebiete
befugt; biefe £>obeitSred)te werten Diel»
mehr Bon beiben SouDeränen gemein»
fchaftlid) ausgeübt. Saher wirb baS
strittige ©ebiet auch nicht burd) bie
preußischen unb belgifdjen Staatsbe»
(jörben DerWaltet, fonbern bie Könige
bon Sßreußen unb Selgien ernennen je
einen 3mmebiatfommifsär, unb biefe
beiben Kommissäre besorgen gemeinsam
bie Serwaltung.
Sa baS „Sleutrale ©ebiet SJloreSnet"
beim Slbfchluffe beS preußifch»nieber»
tänbifcfien ©ren3DertrageS feine eigene
©emeinbeDerwaltung hatte, so würbe
eS 3U einer eigenen Bürgermeisterei ge«
staltet, in beren Ceitung anfänglieh bie
Sürgermeifter Don Sreußifd)»9JforeSnet
unb SelgifdjsSJloreSnet einanber ablö»
ften. Seit 1858 ist ber jeweilige Sür»
germeifter Don Sreußifd)=2)loreSnet 3U»
gleich Sürgermeifter Don SleutralsSJlo»
reSnet. 3hm gur Seite steht ein ©e»
meinberath, gebilbet aus ben 3el)n ange»
fehenften unb wohlhabenbften GinWol)»
nern beS OrteS. Sie im „Sleutralen ©e»
biete" erhobenen Steuern werben 3Wi=
fi^en Sreußen unb Selgien getheilt.
Son ben auS bem ©ebiete auS3ufül)ren»
ben SSaaren werben 3öHe erhoben.
hinsichtlich ber ^ufti^pflege in betn
©ebiete ist eS bem Grmeffen eines jeben
Gin3elnen überlassen, Klagen bei einem
preußischen ober belgischen ©erichte an»
jubringen. 3m übrigen entfeheibet bie
SräDention. Sie oollsiehenbe ©ewalt
ruhte bis 311m 3af)re 1841 in ben ,£>än»
ben ber 3mmebiat!ommiffäre, feitbem
ist sie, um SBeitläufigfeiten, wie sie baS
S3eschreiten beS 3nstan3enwegeS jebeS»
mal Berurfadjte, 31t Bermeiben, Bon bei»
ben Staaten ben juftänbigen ßanbeS»
behörben unmittelbar übertragen wor»
ben.
Ursprünglich waren alle SeWohner
beS „Sleutralen ©ebietS" Born SJlilitär»
bienfte befreit. Seit 1848 werben je»
boch bie SeWohner belgischer Slationali»
tät in Selgien, feit 1854 bie beutfeher
Nationalität in Sreußen 3um SJlilitär»
bienfte herange3ogen. Ser eigentliche
„Sleutrale," baS heißt jeber, beffen ?$a»
milie schon bei Slbfdhluß beS preußisch»
nieberlänbifchen ©rensDertrageS im
„Sleutralen ©ebiete" ansässig war, ist
aber heute noch Doßftänbig militärfrei.
Sie 3abl biefer „Sleutralen" beträgt
etwa 440. Son ben übrigen etwa 3000;
ginwohnern finb bie ftälfte ^reufeen,!
1080 Seigier unb 380 J&ollänber.
8öanbtr;.eid)eu bcc 3i4c*>ner.
Sei bem Süanberleben, baS bie 3i=
geuner führen, ist es für sie Don hohem
ÜZBerthe, baß sie über SJlittel Berfügen,
burd) bie ihre StammeSgenoffen, bie
steh gegenseitig bie SDege freugen, über
bie Slbfidjtcn unb Sfäne beS einen ober
anberen Stammes ober über wichtigere
Sortommniffe unb Greigniffe, bie er gu
Berseichnen hat, benadirichtiat Werben
sönnen. Siefe Benachrichtigung ge»
schiebt burd) SBanberjeidien, bie an ein»
3elüel)enben Säumen ober Sträuchern,
:n Srüdeu, .pohl» unb Kreugwegen
ober Sagersrüiitn angebradt Werber..
;o geigt Die Stichtung, in welcher bie
3igeuner weiterzogen finb, ein 3weig
mit brei S?eben3Weigen an, ber in bie
Grbe geftedt Wirb. Ser mittlere Neben»
gmeig ist stets berjenige, ber nach bem
eingefd)lagenen SJeg weift. Ober ei
Werben auch in bie Seite eines Derein»
3elt ftehenben SaumeS, bie ber genom»
menen 3tid)tung 3ugefehrt ist, mehrere,
ber 3al)I nach bestimmte (Einschnitte ge»
macht. Gin anbereS StidjtungSjeidien
finb mit Strohhalmen umwidelte
Steine, bie iibereinanber geschichtet unb
an bie brei Steinchen gefügt werten,
bie wie ein Ringer nach ber Slichtung
beS SlbjugeS teufen.
SBirb ein fylieterjweig an baS SBan»
bergeichen geheftet, so soll bamit gesagt
werben, baß ein SJlitglieb ber betreffen»
ben Sippe erfranft ist. 3e mehr Slatt»
fnofpen ber trägt, befto gefäljr»
lieber ist bie Kranfljeit. 93lan bermag
aud) bie Slrt ber Kranlfceit 31t fenn3eich=
nen. §at ein 3«geuner einen SIrm ge»
brodjen, so werben mehrere ^lieber»
gweige brei» ober oicrmal gefniest unb
mit Strohhalmen lose aneinanber ge»
bunben, hat er aber baS Sein gebrochen,
so läßt man bie Strohhalme fort.
Stirbt ein SJlitglieb einer Sippe, so
bezeichnet man biß buref) balbbertoljlte
fjliebergme'ge, bie mit Strohhalmen
umwunben finb. Sagegen bebeutet ein
Üöeibensweig eine^amilienDermehrung.
SBenn baS Kinb ein Knabe ist, so binbet
matt an ben SSBeibengweig einen rothen
Sßoüfaben, ist eS aber ein SJläbd)en,
einen weißen. Gin 2annen3Weig befun»
bet eine Serlobung, ein Sirfensweig bie
festnähme eines SSlitgliebeS.
Stüde Den gell ober Seber forbern
3U einer schleunigen 3ufammenfunft in
einer wichtigen Slngelegenljeit auf. 3ur
Bestimmung ber 3eit bebient sich ber
3igeuner eines eigentl)ümlid)en Serfah»
retiS. Sllle christlichen 3'geunerftämme
berechnen nämlich bie 3eit nach ben brei
§aupttagen ber 5!ird)e unb nad) bem
SJlidjaeirstag, so baß sie baburdj baS
3ahr in Dier Slbfchnitte gerlegen. Sie
3eit, bie nad) einem jeben tiefer Sheil-
punfte Derfloffen ist, wirb bantt wieber
burd) bie Sonntage näher bestimmt.
Sluf bem Eeberftüd wirb nun jeber
Sonntag burdj einen Nähstich, ber ber
ßänge nach geführt wirb, angegeben,
jeber Sffiochentag aber burd) einenQuer»
fftdj. Soll also mitgetheilt werben, baß
bie 3ufammenhmft am britten SBochen»
tag nach betn Dierten Sonntag ftattfin»
ben soll, so werben auf bem Ceberftüd
Dier SängSfiiche unb banad) brei Quer»
ftidhe angebracht.
Ser Ort ber beabsichtigten 3"fam»
menfunft Wirb burdj quabratifdie ober
freiSförmige Cöcher, bie aus bem ßeter»
ftüd herausgeschnitten werben, gefenn»
geichnet. Gin quabratifd)eS £od) bebeu»
tet bie bem SBanbergeichen gunä«hst lie»
genbe Stabt, bie freisförmigen geigen
bie Sörfer an. Siegt gwifdjen bem.
Sla^e, wo sich baS SSanberseidjen be»
finbet, unb einem Sorfe, wo bie 3u=
fammenfunft ftattfinben soll, eine
Stabt, so wirb bieS burd) ein an ber
betreffenben Stelle 3Wifden ben freiS»
förmigen Söihern angebrachtes, qua»
bratförmigeS 2och angebeutet» SDSenn
beSIjalb bas Ceberftüd brei treiSförmige
ßödjer, batin ein quabratisdjeS ßo^
unb banad) wieber gwei IreiSrunbe ßö»
eher 3eigt, so heißt baS, baß bis 311m
Orte ber 3ufammenfunft brei Sörfer,
fobann eine Stabt unb nachher wieber
3Wei Sörfer am SSege liegen. SaS letjte
ßoeh bebeutet immer ben Ort ber 3u=
fammenfunft selbst.
Sludj SBarnungSgeiden oerntag ber
3igeuner feinen nadifolgenten ©efähr»
ten gu ertheilen, fjügt er tem £3anber»
geichen ein Süfchel §unbehaare hingu,
so räth er bamit, fdjleunig'ft bieDJlavfch»
rid)tung 3U änbern, ba ©efahr breht.
Sinb bie 3ei<hen mit Kuhbünger be»
strichen, so bebeutet bieS, baß man fid)
in biefer ©egenb Dor ben Behörben in
Sieht gu nehmen habe.
Stußer ben angegebenenSBanter» unb
2ßarnungS3eiehen befitjen bie 3igeuner
nod) 3eid)en, bie mit Kohle an Käufer
geschrieben werben. SJlit solchen Reichen
Win man bie Nadjfolgenben über Gi»
genheiten ber Bewohner beS ,<jaufeS
ober beS galten OrteS benachrichtigen.
So bebeutet 3. S. ein Kreu3, baß in
bem betreffenben §auS nichts 31t holen
ist, ein Soppellreu3 aber beriditet Don
harter Sehanblung. Gin Sreied mel»
bet, baß man steh gern bie Karten sd)la»
gen läßt, 3Wei fchlangenförmige ßinien
Derfiinben, baß bie Hausfrau gern Kin»
ber haben möchte. 3*™ ßängsftridie
unb barüber 3Wei Querstriche machen
barauf aufnterffam, baß in bem §ause
eine SlmtSperfon wohnt, 3Wei Kreuge
unb gwei Striche unter ihnen ergählen,
baß man bie 3tgeuner eines Siebstahls
befchulbigt. Gin Kreis geigt ©efchenfe
an. Gine Don einem Sreied burcf)fd)nit=
tene fchlangenförmige ßinie gibt Kunbe
Dom 2obe beS Hausherrn.
3 u 99 3 a h r e n 3 u ch t«
h a u 5 würbe letjthin ein gewisser
3. G. Runter in ShilipöSburg, SJlo.,
wegen iöbtung feine! Schwiegersohnes
öerurtheilt.
W)»rilio»ipcrcien.
„Slm 1. Slpril fd)idt man ben Nar»
ren, wohin man will!" Gin alte? /"
Brauch ist'S, ber biefen Söorten gu
©runte liegt, ein Sraudj, ber steh in
ben Derff iebenften ßänbern eingebür«
gert hat, äffen Gntftehen aber in Sun»
felljeit gehüllt ift*r.t noch feine genü*
genbe Grtlärung gefunkn hat. 3eben»
faCS hängt er mit tem Seginn be8
Frühlings gufammen. fieserer hält
bie Bewohner ber gemäßigten 3one
häufig gar arg gum Narren unb fen»
bet ihnen, statt ber ersehnten Blüthen»
floden, Schneefloden, wie faum ein
SBintermonat. Namentlich ist ber Slprii
burd) feine Sßetterlaunen Derrufen, unb
bie Slnfidjt, baß bie Slprilnedereien nur
bie Sektionen be§ SDäetterS Berftnn»
bilblidhen sollen, ist eine giemlid) Ber»
breitete. Oberst Searce hat inbeß'nachÄ
gewiesen, baß eS feit unbenftid>en Se'*"
ten in 3nbien Brauch War, währenb beS '
§ul, baS in ben SJlärg ober Slpril fällt
unb ein fjeft ber allgemeinen ßuft ist,
Stufträge ausrichten gu lassen unb Un*
ternehmungen gu bestimmen, welche mit
einer Säufdjung enben unb ben Slbge»
fanbten ober bamit Beauftragten gum
©egenftanb be§ ©eläd)terS ma^en.
Sornet)m unb ©ering nimmt hieran
2heil, unb ber Slabfchah Sowlah fanb
ein großes Sergnügen baran, §ul*
Narren 3U machen.
Sie ^ransofen leiten bie Sitte beS
„Stprilfihidetts" aus einer geschieht»
liehen Slnetbote ab. Gin lothringischer,
bet ßubwig bem Sreisehnten in Un» ■
gnabe gefallener Srin3 faß auf bem
Schlosse 3U Nanct) gefangen unb ent»
ging feiner £>aft baburd), baß er bie
iffiaclje täufd)te unb am 1. Slpril, burd)
bie SJleurthe fdjwimmenb, entfloh- Sie
^oHänber fetjen ben Ursprung auf ben
1. Slpril 1572, als bie üßafsergeufen
bie Seeoeste Briel wegnahmen unb betn
£>er3oge Sllba gum spöttischen Grfajje
eine SriHe fd)tdten. Siefer Begeben^
heit gebenft ber Spottreim:
2>eit X. Sag Ootit ?lprtt
SSertov £ttc b'iltba (eittcit SBvtU.
Gine anbere Slnetbote Derweift be3Üg=
lieh Seutfd)lanbS auf ben SteidjStag 3U
SlttgSburg im 3ahre 1530, auf welchem
mehrere wichtige Angelegenheiten hat®
•ten berathen werben sollen, barunter
auch bie Orbnung beS SJlüngwefenS.
Sa für biefen Sunft feine 3eit mehr
übrig blieb, würbe für ben 1. Slpril e'»
eigener SJlüit3tag angese^t, ber ab*
Wieber nidjt abgehalten würbe. Si
manche ßeute Spefutationen eingegan-
gen waren, galten solche mit Siecht als
in ben Slpril gefdjidt, waS aber ben
©ebraud) als bereits besannt erscheinen
läßt. —
Saphir nennt ben SJlonat Slpril®
„Sie ßaune ber Serliebten in'S Sietter
überfehlt." SDSenn Wir ba3U noch in'S
Stuge fassen, baß ber Slpril ber SenuS 1
geheiligt War, ber üäufchegöttin ohne , . '
©(eichen, so haben wir einen weiteren Jj|||
Beitrag 3ur GntftehungSgefchichte ber
Slprilnedereten gefunben.
3n Derfchiebenen ©egenben Seutfdj«
IcnbS fchidt man am i. Slpril Kinber
uub Sienstboten utn „3wirnsamen"
gu ben Kaufleuten. 3m westlichen
Seutfchlanb gelten Slprilfinber für
UnglüdSfinber, in ber Oberpfalg pro»
phegeit man ihnen ben Strang. 3n
ber ©egenb Don ©münb fd)idte man
eine Serfon, irgenb etwas Ungereimtes
3U holen, 3. B. einen hölgernen §013*
fd)lägel, fchwarje Kreibe u. f. _W.
SJcerfte ber Betreffenbe bie ^opperei im
ersten §aufe nidjt, so sd)idte man ihn
in ein 3Weites unb so fort, bis er bie
Sad)e einsah- würbe nun tüd)tig
ausgelacht, unb besam bie Sorfjugenb
baBon SBinb, so würbe er mit bem
Stufe: „Slprilnarr! Slprilnarr!" Der»
folgt. SJlerfte ein solcher aber ben
Spaß 3ur rechten 3eit, so begab er fid),
statt in baS begei^nete §auS, in baS
SDöirthShaui unb 3echte hier nad) Se»
lieben, wobei aisbann baS SluSladjer,
an ben Slprilscfjider fam. 3n Sorarl»
berg heißt ber in ben Slpril ©efd)icite
„Stpritlafalb." 3n Schlesien unb
; 2irol mad)t man ihn 3um „Slpril»
j ochsen." 3n Sirol fd)idt man bie Kin»
j ber Wohl auch um „51 Nijerl in an
! Süjerl" 3um Spesereihänbler, ober um
' Sdmedenblut 3um Slpottjefer, in
j Seutfdjlanb um KrebShlut, SJlüden»
! fett, rosagrüne Sinte, Kiefelfteinöl, ge»
I fpottnenen Sanb, gebörrten Schnee.
Gin gewöhnlid)er Spaß besteht heim
! Sd)roten ber Weißen Slüben gu foge» 1
i nanntem Meinen Kraut barin, baß man
i eine arglose jüngere Serson gu einem *
i einDerftanbenen Nachbar um eine
Krautreitern fd)idt, um baS Kraut
bttrdjjufieben. ©roß ist bann baS ©e»
| lädjter, Wenn steh bet bienfteifrige Slb»
! gefanbte toieber eh'.F:et(t, feuchenb unter
| ber ßaft eine? wohlgugebunbenen
SadeS mit Steinin 3n Schlesien wer»
; ben einfältige obet gutmüthige ßeute
; gum ^ange 'oon §iltpritfd)en aufgefor«
| bert unb mit einem Sade mitten in'S
i f^elb gestellt, in bem sie bie §iltpritfd)en
auffangen sollten, bie ihnen bie Slniflk)
i beren 3utreiben wollen. Siefe entferi'»'
nen sich in ber Sunfelljeit, unb 3ene
bleiben mit bem aufgehaltenen Sade so
lange stehen, bis sie merfen, baß sie ge»
foppt würben.
Ser unglüdliche Siroler Siebter
Senn, ber am 1. Slpril 1792 geboren
Worben, pflegte mit bitterem £>umor
Su sagen: „SJleine SJlutter hat mich in
en Slpril gefdjidt." ,
New ?) 0 r t S Sauthätig»
feit war im 3ahre 1901 fast boppelt
so groß, cIS im 3ahre 1900. 3n le^»
terem 3Qhre beliefen steh bie Rosten auf ^
$88,462,174, im 3ahte 1901 bagegen A
auf $150,072,657. >
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Dietz, Albert & Dietz, Emil F. Seguin Zeitung. (Seguin, Tex.), Vol. 11, No. 44, Ed. 1 Thursday, June 5, 1902, newspaper, June 5, 1902; Seguin, Texas. (https://texashistory.unt.edu/ark:/67531/metapth487404/m1/6/?rotate=0: accessed July 16, 2024), University of North Texas Libraries, The Portal to Texas History, https://texashistory.unt.edu; crediting Abilene Library Consortium.