Neu-Braunfelser Zeitung. (New Braunfels, Tex.), Vol. 18, No. 36, Ed. 1 Friday, July 29, 1870 Page: 2 of 4
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bie Hälfte der ersten Insertion, Anzeigen auf lange-
re Zeit verhältnismäßig billiger.
Vegas.
Austin. Ein Mann, welcher den ergötz-
lichen Namen Hunnicut führt, schwört vor
(s) Auswärtige Abonnenten, anOrten,
wo wir keine Agenten haben, ersuchen wir
de’t Betrag von nne eingesandter Nota’o in
Currency brieflich uns zusu senden.
Der Her au s ge ber.
Der europäische Krieg.
Uleber die Ursache sowie über den Zweck
• des beginnenden preuzisch-französischen Serie-
ges werden jetzt die verschiedensten Vermu-
thungen der Zeitungsschreiber und politischen
Kannengießer zu Tage gefördert. Ein an-
glo-amerifanisches Blatt, welches vermeint
bedeutend tiefe Einblicke in die europäische
Politik gethait zu haben, stellt sogar die Be-
hauptung auf, daß der ganze Kriegslärm
nur eine abgekartete Sache zwischen Napole-
on und Bismark sei, um die Vereinigung
Deutschland’s unter Preussen zu beschleuni-
gen, für welchen Preis dann Frankreich das
linke Rheinufer erhalten solle. Daß Frant-
reich seine Grenze bis zum linken Rheinufer
auszudehnen wünscht, das hat Napoleon
schon während des letzten östreichisch preuszi-
schen Krieges sich deutlich merken lassen und
nur der entscheidende Sieg Preuszens hat da-
mals die Ansprüche Napoleons auf die rhei-
nischen Provinzen zurückgedrängt. Ebenso
ist es ganz glaublich, daß Preuszen dem Krie-
ge nicht unhold ist, weil, wie es sich gezeigt
hat, derselbe zur Einigung Deutschlands un-
ter Preuszen beitragen wird ; daß aber dieser
Krieg zu diesen Zwecken auf gegenseitige Ver-
abredung zwischen Napoleon und Bismark
in Scene gesetzt worden sei, ist doch höchst
unglaublich, denn um einen Grund zur Ab-
tretung der Rheinprovinzen zu haben, müszte
sich doch erst das preußische Heer, wenn auch
nur zum Scheine, von dem französischen Hee-
re besiegen lassen, und dieser Verlust an
Selbstvertrauen, der nothwendig darauf bet
dem „herrlichen Kriegsheere" folgen müszte,
paßt durchaus nicht in die Politik eines
mächtigen Militärstaates, dessen Kriegsruhm
sein größtes politisches Capital ist. Viel
wahrscheinlicher ist es, daß Preussen bei die-
fem Kriege ein Augenmerk auf die Annerati-
tion von Elsaß, und Lothringen hat, wenn
die anderen Großmächte Europas aus Be-
sorgniß für das sogenannte europäische
„Gleichgewicht" keine Einsprache thun.
Soviel scheint gewisz, daß für beide krieg-
führende Theile der Krieg nicht unerwünscht
kömmt und daß sowohl Franzosen wie Deut-
sche mit Enthusiasmus in der "Kriegsfrage
sich aussprechen, aber wie es scheint, mit dem
Unterschiede, daß dieser Enthusiasmus bei den
Deutschen mehr ein allgemeiner und mehr
selbstständiger ist, ähnlich der patriotischen
Erhebung des deutschen Volkes in den Jah-
ren 1813 und 1814, und daß bei den Fran-
zosen mehr Gegner gegen diesen Krieg sind,
wie die Reden von Thiers und die Leitartikel
von 6 der bedeutendsten französischen Zeitun-
gen bewetsen, und daß der zur Schau getra-
gene Enthusiasmus von der französischen Re-
gierung angeregt wurde, um im Auslande
dann verkündet zu werden.
Daß jeder Krieg ein Uebel ist fur das Ei-
genthum, Leben und industrielle Wohlfahrt
der betheiligten Bevölkerungen, wird wohl
Jedermann zugeben, aber es giebt auch noth-
wendige Uebel, ohne welche die darauf fol.
genden glückltcheren Zustände nicht möglich
gewesen wären. Zum Glück sind die Kriege
einem Senats Comite, daß er ein Detective
von GSou». Davis war und es versucht hatte
Senatoren zu bestechen, um gegen dieMilizbil
zu stimmen. Ein Bestechungs-Gomite ist er-
nannt worden um die Gerüchte und Anklagen
wegen Bestechung zu untersuchen. Adjutant
Dasison wollte, daß dieser Hunnicut seine
Stelle als Kapitän in der Police niederlege;
aber Gouv. Davis, anstatt die Resignation
von Hunnicut anzunehmen, soll ihn nach dem
Jaco District als Police Beamten gesendet
haben.
Nachdem der Senat eine große Anzahl
verwerflicher Maßregeln durchgesetzt und fast
alle Nominationen des Gouverneurs gench-
migt hatte, ließ er die widerrechtlich verhafte-
ten Senatoren wieder ihre Sitze einnehmen.
Eine Anzahl von Männern, die auf dem
Davis Ticket erwählt worden sind, einschließ-
Lich Küchler, Bledsoe und Honey sollen bitte-
re Gegner von einigen der Hauptmnaszregeln
der Davis Administration sein, wie z. B. der
Police und Milizbill. Es wird ferner ge-
sagt, daß jedes teranische Kongreßmitglied
gegen diese Massregeln sei.
Nu s Gonzales County wird berich-
tet, daß in den Baumwollplantagen am
San Markos die Baumwollraupe (Cotton
Worm) aufgetreten sei.
In Robertson County beginnt Mais
und Baumwolle bedeutend in Folge anhal-
tender Dürre zu leiden und die schönen, noch
vot etwa drei Wochen gehegten Hoffnungen,
beginnen zu schwinden.
Die näheren Details der Ere
mordung Gikels durch den Milizlieute-
nant Watson lassen diese That immer mehr
im Lichte herzlosester Nohheit erscheinen. Klu-
ge und Eikel waren mit einem Aufwärter an
ihrem Privat - Tische sitzend und ihr Abend-
mahl einnehmend, als Watson mit dem Aus-
rufe ins Zimmer trat: Verdammt da bin ich
schon wieder zu spät! Er wollte sich ohne
I/Als Beweis hiefür erwähnen wir nur,
daß mit dem Gelde, das ein einziger Aus-
wandererungs - Agent für Europa kostet, die
voleDafage a $2 0, von fünf-
hundertfünfzehnGinwanderern
von Bremen oder Hamburg nach Teras ge-
zahlt werden könnte! Das sämmtliche Geld,
das durch diese Bill in die Taschen von po-
litischen Günstlingen, in Form von Beam-
ten nnd Gehalten flieszen soll, in der ange-
deuteten Weise direkt für die Einwanderung
aus keinen erhaschen könne. Dann fuhr er
fort:
„Die Könige sind der Völker wegen ba,
und nicht umgekehrt. Auch der Pabst
ist wegen der Kirche und nicht
die Kirche wegen des P apste 8
da. Die Kirche ist aber eine Republik und
der Dapst ihr jeweiliger verantwortlicher Prä-
sident. Will er sich zum absoluten König
aufwerfen, wie es jetzt den Anschein hat, so
begeht er eben eine Usurpation . 9308
verwendet, wäre allein schon hinreichend die aber Euch betrifft, ehrwürdige Herren, so lebe
bisherige Einwanderung mindestens zu ver- ich immer noch der Hoffnung, daß Shr Euch
dreifachen !
in der letzten Stunde besinnen und Euch eine
DieStateGazette schätzt die jähr- solche Usurpation nicht gefallen lassen wer-
liche Ausgabe für die Staatsmiliz auf 14 det."
Million Dollar, welche durch Besteuerung
des Volkes aufgebracht werden müssen.
1 In Berlin ist eine mächtige Agitation
ponible Macht beträgt immerhin über
2,000,000 Mann.
Französische Kriegsschiffe
Tauern auf die Abfahrt der preußischen eisen-
gepanzerten Schiffe von England.
Boron Alfrango Rothschild
hat refignirt als preußischer Generalkonsul,
weil der König von Preuszen es abgeschla-
gen hatte, ihn zu Ems zu empfangen.
Auf Befehl der preußischen Regie-
rung ist alle Communication durch Telegra-
phen und Eisenbahnen mit Frankreich zer-
stört.
Rew-Hork, 18. Juli. Bremer De-
peschen melden, daß die französische Flotte
an der Weser Mündung erschienen sei, und
serdem können aus demselben die Töne der
Geige, Flöte, Clarinette und des Waldhorns
täuschend nachgeahmt werden. Unter ande-
ren Vortheilen dieses Instrumentes ist noch
besonders zu erwähnen, daß es, wenn man
es wünscht, die gespielte Melodie von selbst
im Baß begleitet und bei alle dem kostet das-
selbe noch nicht $400. Wir wünschen dem
„Cäcilien Verein" Glück zur Acquisition die-
ses schönen Instrumentes, welches von der
Hand ihres ausgezeichneten Organisten ge-
spielt, gewiß nicht wenig dazu beitragen wird,
die künstlerischen Uebungen des Vereins ge-
nußzreic zu machen.
— Die für den 1. Juli angekündigte Ein-
richtung, daß man auf hiesiger Dostosfice
Money Orders versenden könne, hat, wie
Der Sheriff von Anderson
County hat einen Mörder aus der Jail
genommen und benutzt denselben als Haus-
knecht.
Die „loyalen" Leute zu Crockett hiel-
ten einen Ball im Hause Monroes, des Edi-
tors des dortigen Blattes. Dieser Ball en-
digte mit einer allgemeinen Schlägerei, bei
welcher Pistolen gezogen wurden.
In Denton C ounty lebt ein Mann
Namens Dayne, welcher 116 Jahre alt und
noch sehr munter ist. Er hielt sich niemals
zu einer Kirche.
Alu sti n, 18. Juli. Heute passirte die
Transcontinental Eisenbahn Bill, ohne daß
eine einzige Stimme dagegen abgegeben wur-
de.
der neuesten Zeit, bei welchen so ungeheure
Heeresmassen ins Feld gestellt werden, meist
von nur kurzer Dauer, wie der Krimm Krieg,
der italienische Krieg und die preuszisch öst-
reichische bewiesen haben. Wir wollen hof-
fen, daß dies auch mit dem jetzt begonnenen
französisch-preußischen Kriege der Fall ist und
daß er dazu beitrage die deutsche Einheit zu
befördern, welche dem deutschen Volke noch
jedesmal die gebührende Achtung und Hege-
mvnte unter den europäischen Staaten gest-
chert hat.
Die Vortheile die sich die Vereinigten
Staaten von diesen Kriege versprechen sind
mannichfaltiger Art. Amerika speculirt be-
sonders auf Lieferungen von Lebensmitteln
und auf eine vermehrte Einwanderung. Hin-
sichtlich letzterer wird man sich wahrscheinlich
täuschen. Den Hauptvortheil den die Ver.
Staaten durch die Vermehrung ihres seit
letztem Kriege so gesunkenen Seehandels durch
Ankauf deutscher und sonstiger Schiffe sich
hätten verschaffen können, haben sie sich leider
aus den Händen gehen lassen. Um diese
Schiffe anzukaufen und unter amerikanischer
Flagge fahren zu lassen, müszte freilich das
Gesetz erst aufgehoben werden, daß Schiffe
nur unter amerikanischer Flagge fahren dür-
fen, die in Amerika gebaut sind; da unser
radikaler Congress aber nicht gewillt ist, ge-
gen das Monopol reicher Geldbrozzen aufzu-
treten, so muß der Handel Amerikas darunter
leiden. Der einzige wahre Vortheil, den
die hiesige radikale Mißzverwaltung aus dem
europäischen Kriege zieht, ist der, daß dieses
wichtige Weltereigniß zeitweilig die Aufmert-
sumnkeit von ihr ablenkt.
weiteres an den Drivattisch setzen, als Kluge
ihm bedeutete, man werde ihm an einem an-
dern Tische sein Essen besorgen. Trotz dem
suchte Watson sich an den Tisch zu setzen und
sich zwischen Kluge und die Wand hineinzu-
drängen. Eitel sagte nun, es sei dies ihr Pri-
vattisch und man erlaube Fremden nicht sich
an deselben zu setzen, am wenigsten we de man
dieses ihm (Watson] erlauben. Watson
machte hierauf eine tiefe spöttische Verben
gung, erklärte Eitel für betrunken und sagte
das Lokal verlassend er werde mit ihm schon
noch Abrechnung halten. Dies war die Ver-
anlassung zu der 10 Minuten später erfolgten
Ermordung Eikels durch Watson. Nachdem
der Mord vollbracht war, drohte der Mör-
der den herangekommenen Leuten mit dem
Revolver, falls sie ihn verfolgen würden und
entfloh. Wie die „Austiner State Gazette"
berichtet, befand sich ein kürzlich ernannter
Kapitän der Staatspolizei am Schauplatze
des Mordes und beschwor den Mörder ja auf
sein Entkommen bedacht zu sein. Da der
Mörder bereits in Verhaft sich befindet, wird
die Untersuchung wohl den ganzen Verlauf
dieses tragischen Vorganges in Kürze vor die
Deffentllchkeit bringen.
Watson, der Mörder Eikels, wurde
durch Mjr. 9.8. Varker, einem Freunde des
Gemordeten, am 16. d. M. aufgespürt, der
insbesondere, durch ihm von Eitel und Kluge
früher bewiesene Freundschaftsdienste bewo-
gen, sich zur Beriolgung des Mörders auf-
gemacht hatte. Nach mehrtägigen Herumstrei-
fen in Roundrock, Georgetown und Belton
brach er Samstag Morgens nach Millam
County auf, wo er plötzlich in der Nähe von
Bryjants Plantage auf Watson stieß. Wat-
son, der ihn nicht zu erkennen schien frug
Parker wo er Wasser finden könnte. Parker
erwiederte, es wäre besserer er(Watson) wür-
de in die Sümpfe gehen, da 12 Mann aus
Belton die Straße herangeritten kämen, wel-
chje auf thn des Vorfalles in Austin wegen
Jagd machen. Watson liess sich verleiten in
den Sumpf zu gehen und sich dort zu verste-
cken, während Parker Leute herbeiholte, mit
deren Hülfe er ihn nach kurzer Zeit auffand
und gefangen nahm.
Wu st in, 12. Juli. John Eifel, welcher
durch Watson aus Houston, weil er demselben
nicht schnell genug sein Abendessen gebracht
niedergeschossen wurde, ist ein Mitglied der
Firma Kluge und Eickel, Watson soll wie
der „Republikan" berichtet, einige Stunden
vor der That sein Patent als Lieutenant der
Staatsmiliz erhalten haben.
Der,Hvuston Telegraph” vom
13. bringt eine Austiner Depesche, welche sich
auf® kels Ermordung auf Watson bezieht.
Dieser zufolge hatten Sen. Parsons und
Oliver beschlossen den Richter Goldthwaite
und den Correspondenten der Houston Times,
Gearing, zu tödten. Miliz Lieutenant Wat
son sollte als Werkzeug der That dienen ; ge-
rieth aber früher mit Eikel in Streit den er
tödtete und sodann entfloh. Allgemeine
Entrüstung herrscht über die That und deren
Urheber.
DieEn wanderungs-Bill. Nach-
dem die Gal», Union die Schwächen dieser
Bill scharf charakterisirt hat, sagt sie :
„Wie wir die Bill auffassen wäre ihr pas-
sendster Titel „Eine Billzur Schaf-
Vor Kurzem wurde in dem Repräsen-
tantenhause zu Austin die Anklage erhoben,
daß eine Anzahl Mitglieder der Bestechlichkeit
zugänglich wären. Herr Plumley beantrag-
te ein Comite von drei Repräsentanten und
zwei Senatoren zu ernennen, welche diese
Anklagen untersuchen sollten. Die Majori-
tät Des Hauses, 37, waren jedoch gegen die-
sen Antrag; unter ihnen finden sich folgende
Namen deutscher Repräsentanten: Gret-
haus, Schlickum, Schlotmann, Schütze, Se-
gener und Bapp.
Die Galv. Union bemerkt hierzu: Die
Verwerfung dieses Antrags des Herrn Plum-
ley war das schlechteste Leumundzeugniß, wel-
ches die Legislatur sich geben konnte.
Austin, 25. Juli. 1870. (Correspon-
deng.) Für unsere Mitbürger in Comal,
Guadalupe, Fayette und Bastrop wird es
von besonderem Interesse sein zu hören, daß
was Repräsentanten Hans mit großer Majo-
vität den Freibrief für den Bau der Eng-
geleisbahn von Houston nach San Antonio
über Lagrange und Neu - Braunfels erlassen
hat.
Wer da weiß, mit welcher Schwierigkeit
selbst ein routinirter Delegat zu kämpfen hat,
um gegen Ende der Session irgend einen Art
von der ersten bis zur letzten Lesung im Ver-
lauf einer Stunde zu passiren, wird gewiß
unserem deutschen Representanten Julius
Schütze von Bastrop den Dank nicht versa-
gen, welchen er sich bei dieser Gelegenheit bei
der deutschen Bevölkerung von Westteras mit
Recht erworben hat, indem er durch wahre
und überzeugende Beredsamkeit sowohl, als
durch Anwendung aller parlamentarischen
Regeln und Künste die Sache seiner Consti-
tuenten mit Glanz durchgesetzt hat. Wir
sind kein politischer Freund des Herrn Schü,
pe, aber wir können ihm dies zum Lobe sagen,
daß er als Deutscher dem Deutschthum in der
Legislatur Ehre macht und obgleich er nicht
der Vertreter von Gomal oder Berar County
ist, so hat er jetzt doch viel für unsere Coun-
ties gethan. Wir sagen ihm hiermit unsern
Dank für seine Verwendung für unsere
teressen.
* * * *
Europäisches.
In-
Die Bevölkerung Schwedens hat
in dem vorigen Jahre wieder um 14,343
Personen abgenommen, wozu die vornehmste
Ursache in der starken Auswanderung liegt,
welche 38,500 Personen entführt hat. Sm
Jahre 1868 war die Abnahme der Bebölte-
rung übrigens noch bedeutender, nämlich
22,601 Personen.
Die Dürre ist in vielen Theilen
Frankreichs so verderblich wirkend, daß insbe-
sondere in der Bretagne viele Farmer um ihr
Vieh nicht verschmachten zu lassen dasselbe
tödten und das Fleisch zu zwei Centimes ver-
kaufen.
Ein Corespondent der Wiener
„N. Freien Dresie" berichtet Folgendes über
eine Rede, welche der Erzbischof Pur
cell v o n Cincin nati neulich im öfu-
menischen Concil zum Erstaunen der ehrwür-
digen Väter gehalten hat:
„Ich bin ein alter, im Weingarten des
Herrn ergrauter Mann, der sein bischen La-
kein, das er in der Jugend gelernt, im praf-
tischen Leben ungemein vernachlässigte. Ihr
dürft daher keinen Elassiichen Vortrag mit
ausgesuchter Latinität von mir erwarten.
Aber an lauteren Wahrheiten soll es darin
nicht fehien, das kann ich Euch verbürgen.
Bor Allem muß ich Euch sagen, das ich
von Haus a us ein Republik a-
bin, der an die göttliche Einsetzung des
Königthums nun einmal nicht glaubt.
Hier warf er einen ziemlich verständlichen
Seitenblick auf das gegenwärtige Spanien,
sung neuer Beamten-Stelen Heiterblid auf das gegenwärtige Spanien,
unter dem BorwandederHeran- und bemerkte, er sehe wohl, daß jetzt ein gan-
ziehung vonGinwanderern" zes Volk einem König nachlaufe, aber durch-
80113 kürzlich für die Verbannung jedes Re-
Tigionsunterrichtes aus der Volksschule im
Gange. Der Vorstand des „Vereins für
Freiheit der Schule" erstattete Bericht Be-
treffs der eingegangenen Preisausschriften,
welche die Frage: „Sst der Religionsunter-
richt in der Volksschule eine pädagogische
Nothwendigkeit ?" behandeln. 35 Arbeiten
waren eingesandt, zwei sind als des Preises
würdig anerkannt welche beide die gestellte
Frage im Sinne der Ausschließung des Re-
Tigionsunterrichtes aus der Vollaschule be-
antworten. Zu Gunsten dieser Ausschließung
ist auch in Berlin eine mit 40,000 Unter-
schriften bedeckte Petition der Schulkomission
eingereicht worden.
Der bairische Bischof Hefele
von Rottenburg hat jüngst eine Broschüre in
Neapel erscheinen lassen in welcher er den Be-
weie führt, daß der Papst Honorius von
einem Concil wegen Ketzerei verurtheilt wor-
den ist, und daß das Concil der Bischöfe da-
mals Autorität über den Pabst, hatte ein
Nachweis, welcher der Jesuitenpartei in Rom
gegenwärtig sehr unbequem ist.
Zeichen der Zeit. Aus Konitz, .
Westpreuszen, wird berichtet : Am 7. p. 9. .
mußte hier in der evangelischen Kirche der
Nachmittagsgottesdienst ausgesetzt werden,
weil sich kein Kirchengänger eingefunden
hatte. Der Organist spielte das Präludium
und verließ dann mit dem Geistlichen und
Küster die Kirche. Dieser Fall ist dort seit
32 Jahren nicht vorgekommen.
Bremerhafen blockire.
2S ai 6 in gton, 19. Juli. Wie es 1 uns Herr Postmeister Soll sagt, inrer noch
heißt folt Gen. Sheridan nach Europa zur nicht stattgefunden.
— Seit Montag Mittag haben wir regne-
risches Wetter. Fast jeden Tag und jede
Beobachtung des Krieges gesendet werden.
Bismark telegraphirte an den hiesigen
Gesandten, daß Privat Eigenthum auf hoher
See vor Wegnahme durch preußische Schiffe
gesichert sei. Der französische Gesandte er-
klärte dem Sekretär Fish mündlich daß rank-
reich den Vertrag von 1856 bezüglich der
neutralen Flaggen respectiren werde.
Der Bremer Dämpfer Union geht nicht
von Bremen ab.
In Hanover sind Flugschriften ver-
theilt worden, die das Volk zur Revolution
auffordern.
Weder französische noch ausländische Zei-
tungs Korrespondenten wird es gestattet,
die französische Armee zu begleiten.
Gen. Weddel früherer hanoverscher Gene-
ral Adjutant Adjutant wurde zu Weimar
als Spion verhaftet.
Die Frankfurter Zeitung erklärt den
Krieg blos als einen Kampf im Intresse der
Manarchen.
Paris, 19. Juli. Der Kaiser hat
beschlossen, daß weder im kaiserlichen Haupt-
quartier noch in den Hauptquartieren der
übrigen Truppenkommandanten irgend ein
ausländischer Offizier oder eine nicht zur
faanzösischen Armee gehörige Person zugelas-
sen werden soll.
Nacht hatten wir einzelne Regenschauern.
— In Folge der durch das Regenwetter
verschlechterten Wege ist die am Mittwoch
Abend vor 6 Uhr fällige Austiner Post erst ins
der Nacht um 2 Uhr hier angekommen.
— Smith’s Circus gab am Mittwoch
Abend, wie früher angezeigt war, hier eine
Vorstellung, die keines sehr zahlreichen
Besuches sich erfreute. Die equestrischen
Leistungen waren ziemlich schwach, desto mehr
befriedigten die gymnastischen Uebungen ans
Reck, Schaukelreck und Trapez.
Unter der Anzahl neuer Gebäude, die
jetzt hier aufgeführt werden, versprechen na-
mentlic die beiden Häuser der Herrn
Groos durch ein geschmackvolles Aeusere
bedeutend zur Zierde unserer Stadt beizutra-
gen.
Nom. Halbversteckt unter der Masse
aufregender Cabeldepeschen, welche uns den
Ausbruch des groszen europäischen Krieges
verkünden, sagt die Westliche Dost, finden
wir eine kurze Notiz, deren Bedeutung doch
kaum geringer ist, als alle übrigen Kriegs-
nächrichten zusammengenommen. In Dieser
Notiz heißzt es daß die französische Regierung
s u am Tage der Annahme des Dogma’s der
Heeresitärte Der europäisch en Unfehlbarkeit des Dabstes den Befebl zur
wd ach t e. Preußen und der norddeutsche Zurückberufung der in R om st a-
Bund haben nach dem Etat ö0n 1869 eine
stehjenbe Armee von 287,448 Mann mit 804
Geschützen im Frieden und 511,826 Mann
mit 1272 Geschützen Kriegsstärke. Dazu
kommen die Ersatztruppen im Krig 180,572
Mann an, Besatztruppen (Landwehr, Fe-
stungsbesatzung) 265,082 Mann, Gumma
977,262 Mann.
Süddeutschland, das auf Grund der Mi-
litärverträge dem Norddeutschen Bunde hel.
fen müßte, hat folgende Heeresstärke: Ba-
den, 45,397 Mann Baiern kann sein Etat
leicht auf 100,000 Mann bringen, Würtem-
berg 50,000, Hessendarmstadt hat 20,000
Mann und steht seit 1. Detober 1867 als
geschlossene Division im 11 preußischen Ar-
meecorps.
Süddeutschland in Bunde mit Norb-
Deutschland könnte demnach 200,000 Mann,
müßte wahrscheinlich 300,000 Mann stellen,
so daß die Gesamtstärke der Armee von ganz
Deutschland etwa 1,300,000 Mann betra-
gen würde, wovon sofort mindestens 650,000
Mann marschfertig sein würden.
Daß die Landwehr in Norddeutschland
mit weiteren 200,000 Mann binnen weni-
gen Wochen ebenfalls im Felde stehen fann,
ist bekannt. Dies giebt eine in aller Eile
Disponible Macht von mindestens 800,000
Mann.
Die Arnree von Frankreich besteht aus
activer Armee und Reserve, die zusammen
auf 800,000 Mann geschätzt werden. Nu-
serdem sollte eine mobile Nationalgarde von
500,000 Mann errichtet werde. Mit ihr
würde die französische Armee 1,350,000 %.
stark sein. Sofort disponibel mögen 350,000
Mann sein.
Bon Destreich ist anzunehmen, daß es so-
fort nicht mehr wie 200,000 Mann dispo-
nibet machen kann. Von Russland werden
500,000 Mann als disponibel angegeben.
England kommt nur als Seemacht in Be-
tracht.
In Betracht der Seestreitkräfte ist die fran-
zösische Kriegsflotte neben der gewaltigen
Englands numerisch die größzte. Die Flotten
von Norddeutschland, Spanien, Russland und
Italien znsammengenommen würden der von
Frankreich etwa gleich kommen.
Die französische Kriegsflotte
zählte 360 Schiffe und 92 im Bau mit et-
wa 7000 Geschützen (31 Panzerschiffe und
41 im Bau) und eine Mannschaft von
72,403 Maun.
Die Flotte des norddeutschen Bundes hat
89 Kriegsschiffe mit 581 Kanonen und einer
Mannschaft von 5000 Mann.
Dfe spanische Flotte hatte 117 Kriegs-
schiffe mit 1061 Kanonen mit 20,000 Mann.
Die östreichische Flotte 61 Kriegsschiffe
mit 20,000 Mann.
Die russische Flotte 344 Schiffe mit 2170
Kanonen.
Die italienische Flotte 99 Schiffe mit
1022 Kanonen und 20,892 Mann.
Zählt man die Kriegsheere der oben ge-
nannten Mächte zusammen, wie sie nach ihrer
Sollstärke angegeben werden, so erhält man |
die ungeheure Summe von 4,709,430 2. |
aljo fast 5 Millionen Soldaten. Die Dis.
tionirten französischen B es a tz-
un g erlassen habe. Die Form, in welcher
diestotiz eingefleidet ist, die Zurückdatirung
derselben auf den 13. Juli, obschon erst am
16., also nach erfolgter Kriegserklärung, et-
was von einem solchen Befehle verlautete,
läßt darauf schsieszen, daß die französische
Regierung wünscht, die Zurückberufung ih-
ver römischen Garnison solle als eine Art
Strafakt für einen Schritt des Pabstes an-
gesehen werden, den die französische Regie-
rung so lange derselbe noch nicht vollzogen
war, allerdings offen gemißbilligt hat. Doch
schließt dies die Annahme nicht aus, daß der
wirkliche Beweggrund des Kaisers der war,
die Freuddschaft Italiens in dem bevorste-
henden Kampfe dadurch zn erkaufen, daß er
demselben Nom Preis giebt, und vielleicht
auch der, daß er gerade jetzt eine bessere
Verwendung für die römische Garnison in
Frankreich selbst hat.
Berlin, Juli 23. Zweihundert Fran-
z°sen, die recognoscirten, sind gefangen wor-
den. Keine wurden getödtet. Einige ver-
wundet.
Der Norddeutsche Consul erklärte allen
Deutschen, welche militärpflichtig sind, die
Ueberfahrt zu bezahlen und desgleichen Frei-
willige unter denselben Bedingungen zu be-
fördern.
Kriegsgeseß ist in den Rheinprovinzen
Preussens, Hessen, Hanover und Schleswig
erklärt. Der Hafen von Hamburg ist immer
noch offen. Das preußische Hauptquartier
ist 8 Meilen von Bergen (?) bei Kreuznach.
, Der königliche Prinz Friederich commau-
dirt den linken Flügel der Preussen, der Prinz
Friederich Carl das Centrum und Herr von
Bitterfeld den rechten Flügel. Der General
Falkenstern vertheieigt die Küste von Nord-
Deutschland.
Ton do n, 23. Juli. Bul Run Russel,
der Correspondent der Times, ist zu Metz ver-
haftet worden, während er nach Preussen zu
reiste.
Sarbrückeen wird das Centrum der Ope-
rationen sein.. 100,000 Frefwillige sind in
Deutschland eingeschrieben worden.
Wegen der Entfernung der Leuchtthürme
von der Küste Deutschland’s werden viele
Schiffbrüche berichtet.
Es wird zugegeben, daß die französische
Armee hinsichtlich ihrer Stellung sehr im
Vortheile ist. Die Franzosen haben zwei
Punkte von welchen aus sie angreifen können.
Nach telegraphischen Nachrichten, welche
heute Nachmittag von Paris hier eintrafen,
war noch kein Gefecht vorgefallen. Der Mit-
ternachts-Bericht, daß die preussische Armee
zwischen Coblenz und Mainz sich zurückgezo-
gen habe, wird widerrufen.
Nach einer späteren Nachricht sind 40
Preussen von den Franzosen gefangen genom-
men worden. Ferner wird berichtet, daß die
prenßischen Zündnadelgewehre sich besser be-
währt haben, wie die französischen Chasepots.
Locales.
Wir hatten vor einigen Tagen Gelegenheit
das neue vom katholischen Singverein ange-
jchaffte Church Harmonium zu hören und
müssen gestehen, daß die Leistungen dieses In-
strumentes, welches kaum die Hälfte des
Raumes von einem Piano einnimmt, bei wei-
tem die Ansprüche übertriffi, welche die ge-
spanntesten Forderungen an dasselbe stellen
können. Piano, Pianissimo, Forte, Fortiffi-
ma und Tremulo können aus das ausdruc-
vollste auf demselben ausgefühet werden;
der Ton des Instrumentes ist so stark, daß es
eine mäßig grosze Orgel völlig ersetzt. Au- |
(Eingesandt.)
Vorläufige Theateranzeige!
Es gereicht uns zum besondern Vergnü-
gen, den hiesigen Theaterfreunden anzeigen
zu können, daß Herr Ferdinand v. Steinberg,
ehemals ein Mitglied der besten Bühnen
Deutschland’s und ein Schüler des Theater
Dichters nnd Intendanten Herrn v. Holtey.
beabsichtigt, Sonntag den 7ten August, in
der Gängerhalle, eine dramatische Abendun-
terhaltung, verbunden mit einem Tanzfräny-
chen, zu geben. Mehrere Damen und Herren
des hiesigen Theater Vereins haben ihre Mit-
wirkung zugesagt, die Rollen sind vertheilt
und haben die Droben bereits ihren Anfang
genommen, lleber die Fähigkeiten des Herrn
Steinberg jetzt schon etwas zu sagen, würde
gegen dessen Wunsch sein; er überläszt es
dem Publikum, dieselben nach stattgefundener
Vorstellung zu beurtheilen. Wir zweifeln
jedoch nicht, daß sich Herr Steinberg als ge-
bildeter Schauspieler bewähren und die Vor-
Stellung unter seiner Leitung eine befriedigen-
de sein wird. Da Herr S. die Hälfte der
Netto Einnahme zum Besten der Academie
bestimmt, ist es um so mehr zu wünschen.
Daß Das Unternehmen mit pecuniären Erfolge
gefrönt werden möge. — Das Programm
wird in der nächsten Nummer dieses Blattes
publicirt werden.
Mehrere Theaterfreunde.
, Simmons Leber Regulator ist
ein Stärkungsmittel. Wenn man die Dosis
verringert, so wirkt es als ein Larative und
wenn man fortwährend dasselbe gebraucht;
so wird man gesund und kräftig werden.
will
J- Sofet,
arm San-Warco’s
schneidet und hat vorräthig alle Arten Bot.
tomhols in
Sheetings
Planks
Stellmacherhol3
Weatherboards u. f. m.
zu billigen Preisen und frei ans Haus gelie-
fert. Bestellungen nimmmt eutgegen
FIT . S. %. Forke
in Neu-Braunfels.
Billig zu verkaufen
eine noch ziemlich neue Ambulance und eti
moch guter Pferde Wagen wegen Mangel CT
Ntaum, bei 9 0
38] C arl Aug. Hartenstein.
Zu vermiethen
Ein Haus mit 4 Zimmern und Küche #
vom I August zu vermiethen. Näheres bet
(34)Heinrich oges.
Meßzliche Umstände aller Art haben bem
Erfolg der von mir beabsichtigten gotterte
gänzlich vereitelt. Es kann keine Ziehung
stattfinden. Um allen gerecht zu werden, bin
ich erbötig, allen Besitzern von Tickete,
welche ihr, dieser Lotterie zugewandtes Gelb
nicht als zu wohlthätigen Zwecken geschenft
betrachten wollen, am 15, September D. 9
das eingeschossene Geld ehrlich zurück au er.
statten. Göroße Auslagen, Ankauf vieler
Gegenstände für die Verlosung und in ar
großem Vertrauen auf den Enderfold ar
wobltbätbigen Zwecken verwandtes Gell
verhindern mich, die genommenen Loose
gembliclich wieder zurückzunehnen.
, Neu-Braunfels, July 21. 1870.
(-37)0.3. Emil Fleury.
Frisches Weizenmehl!
Dem hiesigen Publikum und Umgegertb die
ergebene Anzeige, daß ich von jest an im
Stande bin Bestellungen auf frisches Wei-
dent und Rioggenmehl auszuführen zu möq-
Tichst niedrigen Preisen. Für die vorzügliche
Dualität wird garantiert.
Nteu-Braunfels den 12. Juli 1870.
,6. S chimmelp fennin g.
(37.) 1 "S
Zi verkaufen.
- Eine gute Dreschmaschine, Näheres era
fahren bei
John Müller,
Neu - Braunfels.
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Lindheimer, Ferdinand J. Neu-Braunfelser Zeitung. (New Braunfels, Tex.), Vol. 18, No. 36, Ed. 1 Friday, July 29, 1870, newspaper, July 29, 1870; New Braunfels, Texas. (https://texashistory.unt.edu/ark:/67531/metapth1652010/m1/2/?q=%22civ-war%22: accessed July 18, 2024), University of North Texas Libraries, The Portal to Texas History, https://texashistory.unt.edu; crediting Texas State Library and Archives Commission.